Samstag, 20. November 2010

Der Weltuntergang 1910. Das Jahr, in dem der Komet am Himmel war.

Hier im Inter Continental Express von New Berlin nach Köln finden gerade polizeiliche Ermittlungen statt. Und das bei einer Geschwindigkeit von 2000 km/h. Hat es die texanische Terrororganisation „Al Pacino“ doch an Bord geschafft? Ist die Gefahr real? Ich muss sagen, daß ich inzwischen sehr froh bin, daß Kanzler Winzel so unerschrocken durchgreift und uns vor den bösen Terroristen schützt. Noch letzte Woche hätte ich (und mit mir das halbe Euroland) ihn gern zum Teufel gejagt* und jetzt in der Not scharen sich wieder alle hinter ihm. Selbst ich könnte mir vorstellen, beim nächsten Mal doch mal seine Partei zu wählen. Ein Glück aber auch.
* ... das ist ein uraltes Sprichwort und sagt, daß man jemanden jetzt nicht mehr sooo gern mag
Naja, nun zum Weltuntergang im Jahr 1910 und ich möchte in diesem Zusammenhang auch ein wenig auf 2202 eingehen:
In einer der seltenen erhaltenen Datenspeicher einer deutschen Zeitschrift aus dem frühen 21. Jahrhundert mit dem seltsamen Namen "Spiegel"  habe ich einige interessante Fakten zum schönsten Weltuntergang des 20. Jahrhunderts gefunden:
Eine kurze Chronik:
-          Ende des 19. Jahrhunderts: ein Astronom entdeckt, dass sich im Schweif von Kometen Cyankali findet. Keinen interessierts.
-          Herbst 1909: Ein anderer Astronom stellt fest, dass am 20.Mai 1910 die Erde den Schweif des Halleyschen Kometen durchqueren wird. Alle interessierts.
-          Daraufhin wird befürchtet, dass die ganze Menschheit ersticken wird, vergiftet durch Blausäure. Außerdem
o        wird die Atmosphäre mit Pestbazillen verseucht
o        wird sich die Erdachse verschieben,
o        werden die Kontinente von riesigen Fluten überschwemmt,
o        wird, wenn es schlecht ausgeht, die Erde vom Kometen eingefangen und mitgerissen (!!!).
Erinnert euch das nicht an einige Szenarien, die für den 2.02.2202 geweissagt wurden? Natürlich geben wir uns mit solchem Kinderkram nicht zufrieden, denn 2202 wird nach Meinung diverser -und inzwischen sehr reicher- „Wissenschaftler“ die Erde:
-          von einem Virus heimgesucht, der die Köpfe von Mensch und Tier auf den dreifachen Durchmesser aufbläht
-          vom ins Torkeln geratenen Mond getroffen, der entweder in den Pazifik oder in den Starnberger See stürzt (da gibt es ja verschiedene wissenschaftliche Expertisen)
-          aufbrechen, worauf die Kontinente in den Magmafluten versinken
-          von einer derart bösartigen Wirtschaftskrise heimgesucht, daß social gockel (ihr erinnert euch: das war der Weltkonzern, dem euer Gedächtnis gehört, haha, kleiner Scherz) einen Werteinbruch von bis zu 8 % erleidet.
Aber Rettung ist in Sicht, da
-          es das neue 2202 – Survival-Set für 139,99 Globoli zu kaufen gibt
-          nach Meinung eines etwas verrückten Autors einen Tag vor dem Untergang ein mysteriöser Mann namens Kinski, Klaus (?) erscheinen und das Ende mit einem dramatischen Appell an Gott (??) abwenden wird (???)
-          das Komma im letzten Satz des 4. Geheimnisses von Fatima, welches die Hysterie ausgelöst hat: „Im Himmel das Feuer sich bricht – es wird Asche und Glut regnen, nicht so werden wir überleben“ sich eben doch als getrockneter Fliegenköttel herausstellt und alles ganz harmlos ist, was übrigens die meisten Menschen unseres Planeten glauben.
Auf dem Werbeplakat eines Fotografen im Jahr 1910 war derweil zu lesen: «Momentphotographien vom Weltuntergang - Sofort nach dem Untergang zu haben - nur gegen Vorauszahlung»
Hier eine schöne Postkarte:
Quelle: http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/9081/der_tag_an_dem_die_welt_durchdrehte.html 

Und dann am 21.Mai 1910, einen Tag nachdem die Erde den Halley-Schweif passiert hatte die große Enttäuschung:
Frankfurter Zeitung vom 21.Mai 1910:
Die Berichte von der Sternwarte Berlin, von der Treptower Sternwarte und dem Potsdamer Observatorium stimmen alle darin überein, dass vom Halleyschen Kometen und seiner Berührung mit der Erde in den Morgenstunden der verflossenen Nacht absolut nichts zu sehen und zu merken war.
Man hätte es wenigsten etwas dramatischer schildern können. Vielleicht so wie es im Jahr 2012 BILD**, gemacht hat, als die Welt dann doch nicht untergegangen war. Dazu aber später.
** ... BILD war damals noch ein bekanntes Boulevardblatt, bevor es im Jahr 2016 vom Politmagazin Titanic aufgekauft wurde
Doch ganz umsonst war es 1910 nicht für alle. Eine mir leider nicht benannte Zeitung berichtet aus dem einem kleinen Ort in den damals noch vereinigten Staaten von Amerika:
Ein von der Gemeinde angeschafftes Fernrohr war gerade zufällig auf einen Hügel oberhalb des Dorfes ausgerichtet, als sich eine Gruppe älterer Leute mit dem Gerät vertraut machte. Auf dem Hügel beobachteten sie ein Paar beim Liebesakt, woraufhin man sich entschloss, "die Suche nach dem himmlischen Objekt aufzugeben und nach irdischen Körpern Ausschau zu halten. Zum Vergnügen aller konnten noch sechs weitere Szenen dieser Art mit dem Fernrohr entdeckt werden" - dabei auch in Paarungen, die bislang noch nicht bekannt waren und es wohl auch nicht werden sollten.

Jetzt ist sogar der Zug stehen geblieben. Das war mal eine Vollbremsung. Unten sehe ich eine Insel. Das müssen die Azoren sein. Wunderschön. Seht mal:
                            Quelle: http://www.azoren-blog.de/wp-content/uploads/2010/11/P12406661.jpg
Diese Zeilen hier lesen sich so rasch. Doch wenn ihr wüsstet, was ich alles in der Zwischenzeit erlebt habe… Ich habe dummerweise einen Rucksack dabei, in dem ich meine … na ja, eben das was dringend mal in die Wäsche muss, transportiere. Aufmerksame Mitfahrer haben außerdem meine langen Haare bemerkt und blitzschnell kombiniert, dass es sich bei mir nur um einen langhaarigen Bombenleger handeln kann! Ich bin so dankbar über diese Zivilcourage! Zum Glück haben sich bewaffnete Sicherheitskräfte sofort auf mich gestürzt und die drohende Gefahr unter Einsatz ihres Lebens abgewendet. Was hätte nicht alles passieren können! Ich lese jetzt nur noch schnell meine dreckige Wäsche zusammen, die die netten Polizisten in ihrem Eifer über alle Fahrgäste verteilt haben und schreibe weiter.
(Ich gebe zu, dass ich etwas übertreibe, aber tun wir das nicht alle mal …). Außerdem tut mir mein Kreuz weh.
2012. Ich habe es versprochen. Aber ich muss noch um Geduld bitten. Der Inter Continental Express hat mich dann doch etwas geschafft. Dabei ist das eine tolle Sache, so mit 2000 km/h teils unter dem Meeresspiegel, teils in luftiger Höhe den Atlantik zu überqueren.
Ich bitte also noch um Geduld.
Euer Marsili

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