Freitag, 31. Dezember 2010

Geschichte der Religionen – Teil 1 – das berühmte Engelslied aus Big Zero

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Wenn man in die Geschichte der Menschheit blickt, stößt man auf unfassbar entsetzliche Ereignisse. Noch unfassbarer aber ist, dass die große Mehrheit der Täter stets glaubte, das Richtige zu tun.“ 
Thommes Donnel kurz vor seinem Ableben im Jahr 2152.
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Liebe Freunde.

Als die Spanier im 16.Jahrhundert in Amerika entsetzliche Massaker an der dortigen Bevölkerung begingen und unermessliche geistige Schätze vernichteten, glaubten sich die Täter im Recht.

Als im Jahr 1914 mit dem ersten Weltkrieg das Jahrhundert der unerklärbaren Katastrophen eingeläutet wurde, brachen die Völker der kriegsbeteiligten Länder in hellen Jubel aus. Millionen Menschen zogen im Glauben an Gerechtigkeit begeistert in einen Krieg der blutrünstigen Monster.

Als um die Jahrtausendwende die Tierhaltung zu einer Monsterindustrie mit dem Ziel immer höherer Effektivität wurde und dafür jährlich Billionen Tieren gequält und geschändet wurden, wurde dies von der konsumierenden Weltbevölkerung kritiklos mitgetragen.

Der Blick in die Geschichte der Menschheit ist auch immer ein Ringen nach dem Begreifen der Ereignisse. Was uns heute unvorstellbar erscheint, war zur jenen Zeit selbstverständlich. Wir Menschen sind Kinder unserer Umwelt. Wäre ich im 16. Jahrhundert in Spanien geboren, zählte ich vielleicht auch zu jenen fanatischen Inquisitoren. Wäre ich Ende des 19. Jahrhunderts geboren, hätte ich mich vielleicht auch freiwillig und voller Vorfreude auf den Krieg von Frau und Kind verabschiedet. Wäre ich vor der Jahrtausendwende geboren, hätte ich vielleicht auch zum billigen Fleisch aus Massentierhaltung gegriffen.

Vielleicht wäre es den meisten so ergangen. Sie hätten sich mit tonnenschwerer Schuld beladen im Glauben, das Richtige zu tun. Indianer sind Heiden, Franzosen sind Unmenschen, Tiere sind nur zum Essen da. Unglaublich. Für uns.

Dies möchte ich in Erinnerung rufen, bevor ich beginne, mich mit dem vielleicht komplexesten Thema des Blogs zu nähern: Der Entwicklung der Religionen. Es fällt mit unserem heutigen Weltbild leicht, sich über die Vorstellungen gläubiger Menschen in der Geschichte lustig zu machen. Da wurden Blutopfer erbracht. Da wurde Gott als männlich betrachtet. Da wurde ein menschlicher Prophet als Sohn Gottes bezeichnet. Ja, das war so. Aber es war gut. Denn es war in Bewegung und passte zur jeweiligen Zeit. Das Verstehen der Welt braucht Entfaltung. Nur einmal wurde dieser wichtige Prozess aufgehalten: bei der Dogmatisierung der monotheistischen Religionen. Wie dies geendet hat, wissen wir. Heute zählen diese Religionen nur noch zum Bruchsteinfundament unseres Weltverstehens. Heute ist es leicht, zu urteilen.

Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass die Säulen unserer Welt auf den Häusern unserer Ahnen stehen, selbst wenn die nur noch Trümmer sind. Ohne die Opfer und Qualen, die Verirrungen und Einsichten unserer Großmütter und Großväter wären wir nicht da, wo wir jetzt sind.
Deshalb möchte ich, dass wir mit Respekt zurückblicken auf die Entwicklung der Religionen in den letzten Jahrhunderten. Nicht mit Häme, nicht einmal mit Wut. Und bitte denkt daran, dass die weltweite Befreiung der menschlichen Spiritualität in Big Zero nicht möglich gewesen wäre ohne tiefe, bedingungslose Liebe.

Bevor ich zum berühmten Engelslied komme, zunächst ein Interview mit der Ethnosoziologin und Gründerin der Initiative „Kreuzdenken“ Boley Küstelmacher aus dem Märzheft 2152 von Historymorning:

Historymorning:
Frau Küstelmacher, vor den Gedenkfeiern zum hundertsten Jahrestag von Big Zero wird in den Medien ein Thema ganz besonders kontrovers diskutiert: das Ende der großen Religionen. Christentum und Islam werden demnach als Basis eines machtorientierten Zeitalters besprochen. Dies wollen Sie so nicht stehen lassen. Warum?

Küstelmacher:
Nun, für uns ist es natürlich leicht, die vergangenen Religionen zu kritisieren. Aber wir müssen bedenken, dass die Menschen damals noch nicht das tiefe Verständnis von der Welt hatten, wie wir es inzwischen haben.
So blieb bis vor Big Zero nur wenigen Menschen das physikalische Wissen von den höheren Dimensionen vorbehalten, also daß unsere dreidimensonale Welt nur Abbild dieser höheren Dimensionen ist. Ebenso glaubten die Menschen an eine unbedingte Individualität, ohne zu ahnen, dass diese nur auf unsere Weltdimension beschränkt ist. So konnte auch der für uns unbegreifliche Glaube bestehen bleiben, dass Gott ein von uns getrenntes Wesen ist.

Historymorning:
Aber die physikalischen Experimente, die die Existenz höherer Dimensionen bewiesen, reichen bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück. Bohr, Heisenberg und Schrödinger, um nur einige zu nennen, schufen die Voraussetzungen für ein Umdenken in der Wissenschaft. Von Heisenberg stammt der berühmte Spruch: Der erste Schluck aus dem Becher der Wissenschaft macht atheistisch. Aber auf dem Grund wartet Gott.

Küstelmacher:
Nun, damals wurde die weltbildverändernde Schlussfolgerung der quantenphysikalischen Experimente, die Sie da ansprechen noch nicht erkannt und erst recht nicht akzeptiert.
Daß miteinander verschränkte Photonen Information zu ihrem Zustand trotz riesiger Entfernung und begrenzter maximaler Dimensionsgeschwindigkeit (damals noch als Lichtgeschwindigkeit bezeichnet, d.Red.) zeitgleich austauschen können, blieb lange unverstanden. Dabei liegt es auf der Hand, dass der Informationsaustausch bei Zeitgleichheit über höhere Dimensionen geschehen muss. Man kann es mit einem Blatt Papier vergleichen, sozusagen einem zweidimensionalem Raum, der so gefaltet wird, dass 2 beobachtete und weit auseinander liegende Punkte in der höheren – hier der dritten – Dimension plötzlich aufeinander liegen. Außerdem wurde erst nach und nach Einsteins revolutionäre Erkenntnis verstanden, dass die Zeit ein Produkt des Raumes ist und damit quasi nur in unserer dreidimensionalen Welt existiert.
Im berühmten Doppelspaltexperiment wurde zudem der Einfluss des menschlichen Bewusstseins auf den Zustand von Materie beobachtet, somit also schon recht früh der fundamentale Einfluss des Bewusstseins auf den Zustand von Materie nachgewiesen.
Dennoch brauchte man noch ein weiteres Jahrhundert, um die bedeutenden Schlüsse zu ziehen, die heute als Kausaltheorie des Bewusstseins jedes Kind in der Schule lernt.

Historymorning:
Die von Ihnen angesprochene Theorie besagt, dass die Welt von Bewusstsein aus höherer Dimension heraus geformt wird und jedes individuelle Bewusstsein dieser Welt ein winziger Teil davon ist.

Küstelmacher:
Korrekt. Als sich diese Erkenntnis in Big Zero durchsetzte, versetzte das den monotheistischen Religionen den Todesstoß.

Historymorning:
Warum?

Küstelmacher:
Nun, die monotheistischen Religionen gingen von einer geistigen Trennung der Individuen von Gott aus. Die Individualität wurde damals noch nicht als bedingtes Produkt unserer dimensionalen Welt erkannt. Als sich die Erkenntnis, dass Gott kein höheres und von uns getrenntes Wesen ist, mit dem Bewusstseinswandel um das Jahr 2012 immer mehr durchsetzte, wurde damit den monotheistischen Religionen langsam der Boden entzogen. Diese basierten auf der Annahme eines beobachtenden, gebenden und auch strafenden Gott, den man anbeten kann. Man muss aber aufpassen mit unseren Vorurteilen gegenüber den damaligen Vorstellungen. So wird heute gern behauptet, dass das Christentum sich Gott als Mann mit Bart vorstellte. Das ist natürlich vollkommen falsch und stammt aus der Zeit der Christdenunzierung unmittelbar vor Big Zero.

Historymorning:
Sie haben immer die bedeutende Rolle von Islam und Christentum betont und sind dafür massiv angegriffen worden. Dennoch bestehen Sie noch heute auf dem immensen Stellenwert der monotheistischen Religionen in der Geschichte.

Küstelmacher:
Natürlich, dazu stehe ich auch weiterhin. Heute wissen wir freilich, welchen Schaden die beiden großen monotheistischen Religionen angerichtet haben. Wir wissen, dass sie Milliarden Menschen als geistige Geiseln nahmen, dass Milliarden Menschen ihr Leben lang in Angst lebten, nur weil sie gegen überholte Gebote verstießen oder Angst vor der Hölle hatten. Die sexuelle Einschränkung war ein tragischer Denkfehler mit unbeschreiblichen Folgen für den seelischen Zustand der Menschen. Wir kennen die Religionskriege, die Opfer der Inquisition. Wir wissen, dass gerade die Religionen durch ihre Sturheit für die Ausbreitung des Atheismus im 20. Jahrhunderts verantwortlich waren. Die Irrtümer von Christentum und Islam füllten vor Big Zero ganze Bücherregale. Dennoch sehe ich diese Religionen als bedeutenden und unerlässlichen Teil der Entwicklung. So glaube ich, dass erst durch die Überwindung dieser dogmatischen Religionen wirkliches Bewusstsein zur Freiheit entstehen konnte. Die Freiheit ist deswegen ein so hohes Gut, weil die Menschen wissen, was Gefangenschaft ist. Außerdem darf man nicht vergessen, dass die Religionen über viele Jahrhunderte hinweg Halt gegeben haben.

Historymorning:
Aber dieser Halt war teuer erkauft.

Küstelmacher:
Ja, sicher. Ein solch hoher Preis war zum Beispiel die unkontrollierte Zerstörung der Natur, weil selbst nach der Jahrtausendwende und im Angesicht gewaltiger Naturkatastrophen die meisten Menschen wie eingemeißelt in ihrem Kopf trugen, dass der Mensch sich die Erde Untertan machen solle, dass die Erde für den Menschen da ist. Dabei beruhte dieser Irrglaube einzig auf einer Fehldeutung des griechischen Urbibeltextes. Wie oft hörte man in den Jahren vor Big Zero noch: „Tiere sind zum Essen da.“ Heute ist dieses widerliche Gedankengut zum Glück nicht mehr vorstellbar. Wie fest die Menschen an den Bibeltext als Wort Gottes glaubten, sah man zum Beispiel auch daran, dass die meisten Christen selbst dann noch an eine Jungferngeburt Marias glaubten, als es schon nachgewiesen war, dass im Urtext der Bibel nicht von einer Jungfrau, sondern nur von einer jungen Frau gesprochen wurde.
…..

Ich will euch jetzt nicht noch weiter langweilen mit dem Interview, von dem ich hier nur etwa ein viertel eingestellt habe. Küstelmacher geht später noch weiter auf die Bibel und ihre Ursprünge in älteren Religionen ein, ich will das aber lieber an anderer Stelle aufgreifen.

Ich komme nun endlich zum berühmten Engelslied. Der Zettel mit dem Lied wurde ja im Jahr 2052 in der Nähe des Kölner Domfeldes gefunden und zählt heute zu den bewegendsten Big-Zero-Dokumenten. Er ist derzeit wieder im Kölner Museum für Neue Geschichte zu sehen. Niemand weiß genau, wer das Lied geschrieben hat. Man rechnet es einem Mädchen zu, das in den Wirren von Big Zero ums Leben gekommen ist. Aber diese Geschichte habt ihr alle selbst in der Schule gelernt. Zumindest kennt jeder den Big-Zero-Film „Engelslied“  mit Heather Shoolan.
Ich habe das Lied als Kind geliebt, weil es so traurig ist. Die tiefe Bedeutung und ungeheure Kraft der Worte habe ich aber erst später richtig verstanden. Hier ist es noch mal für alle, die die Worte nicht im Kopf haben:



Engelslied
 
Folge mir, trauriger Engel
Folg mir, ich trage den Wind
Sing mir, gefallener Engel
Sing mir, wie innig wir sind

Halte mich, trauernde Seele
Halt mich, ich folge dir blind
Vergib mir, verlorene Seele
Ich sah nicht, wie wahr wir sind

Zertrenne des Zwiespalts Fänge
Das Reich werden wir uns ersehnen
Wir waren verschleierte Engel
ich zahl meine Schuld dir mit Tränen

Die kraftvollen und wunderschön lyrischen Worte der letzten Strophe stehen heute über dem Eingang des euroländischen Parlaments in Graz. In dieser Strophe nimmt die junge Dichterin den mächtigen geistigen Aufbruch vorweg, der nach Big Zero die Menschheit nach Jahrhunderten der spirituellen Dunkelheit wieder aufrichtete.

Ihr habt es sicher bei der Big Zero – Gedenkfeier im letzten Jahr in Berlin gehört. Dort wurden die ersten zwei Strophen von einem unbekannten Mädchen mit heller Stimme gesungen. Ich fand es sehr schön, dass endlich mit der alten Tradition gebrochen wurde, das Lied von einer bekannten Sängerin trällern zu lassen. (ChangCher im vorletzten Jahr fand ich unwürdig und schrecklich. Für ihren billigen Singsang mag es ja reichen, aber doch nicht das Engelslied. Egal, wie berühmt sie ist. (Sorry, wollte keinem ChangCher-Fan auf die Füße treten, aber ist doch wahr …)

Aber letztes Jahr ging der Höhepunkt der Feier wieder richtig tief unter die Haut. Das Mädchen wurde zunächst nur von einer einzelnen Gitarre begleitet und als dann in der dritten Strophe Chor und Streicher einstiegen und sich die Strophe in einem Kanon immer weiter aufbaute und zu unbeschreiblicher Klangfülle anschwoll, liefen wohl bei allen die Tränen. Ich bekomme schon wieder Gänsehaut, die Pauken am Ende, einfach irre.

Aber was bedeuten die Zeilen nun wirklich? In der Kinderzeitung Fritzi von Mai 2173 habe ich folgenden Artikel gefunden, der die Bedeutung des Engelsgedichtes einmal ganz ungewöhnlich, aber sehr einleuchtend beschreibt:

Stellt euch einmal eine einzelne Nervenzelle vor. Sie lebt in einem riesigen Verbund von anderen Zellen, hat ihren angestammten Platz, kommuniziert mit vielen anderen Nervenzellen und erfüllt somit ihre Aufgabe, von der sie selbst vielleicht garnicht genau weiß. Ja sie sieht nichteinmal, dass sie winziger Teil eines großen Gehirns ist, so wie unsere Seele nicht sieht, daß sie ein Teil von etwas viel größerem ist.
Nun ist unser Gehirn der Empfänger für unser Bewusstsein. Wir sind also über das Gehirn mit dem großen, weltschöpfenden Bewusstsein verbunden, das man auch Gott nennt. Ja, wir sind Teil von diesem Gott, so wie eine Nervenzelle Teil des Gehirns ist.
Das Engelsgedicht beschreibt mit einem Satz „Wir waren verschleierte Engel“ den Moment, als diese Erfahrung gewonnen wurde. Wir sind also Engel, verbunden mit Gott –wie alle anderen Lebewesen auch- und die Menschen waren sich dessen lange Zeit in vielen großen Religionen gar nicht bewusst.  Nur die östlichen Religionen haben das gelehrt. Erst vor über einhundert Jahren haben die Menschen das überall auf der Welt verstanden.
Seitdem bauen wir unsere Welt in dem Wissen über die Bedeutung der Liebe neu auf. Mit Liebe bezeichnen wir in diesem Fall das Fühlen des Lebensatems. Wir wissen heute, dass die Welt ein Abbild des Bewusstseins ist und dass sie von den Gedanken und Träumen aller lebenden Wesen geformt wird. Im Gedicht wird das beschrieben mit: „Das Reich werden wir uns ersehnen“.
„Ich zahl meine Schuld dir mit Tränen“ bezieht sich dagegen nur auf die Menschen und ihr Verstehen, welch unermessliche Schuld sie bis vor Big Zero aufgetürmt haben. Doch sie gaben nicht auf und begannen, ihre Schuld abzutragen. Nicht mit Geld (mit Taten), sondern mit Tränen (mit dem Geist), mit dem schmerzhaften Eingeständnis der eigenen Schuld.
Liebe Kinder, wir wissen nicht, wer das Engellied wirklich verfasst hat. Daß es ein junges Mädchen war, gilt als sicher. Doch wie hieß sie, wie sah sie aus? Und wie kam sie zu Tode? Niemand weiß es. Doch das Mädchen ist nicht wirklich gestorben. Ihr Lied ist heute weltberühmt. Diese berührenden Zeilen gaben den Menschen in den schweren Jahren nach Big Zero viel Kraft und Mut und so haben die Worte dazu beigetragen, dass wir heute nach Jahrhunderten der Dunkelheit in einer Welt des Lichtes leben dürfen.

Dem möchte ich an dieser Stelle nichts mehr anfügen, denn das Engelslied steht ganz für sich. Lasst den Zauber auf euch wirken.

Euer Marsili

Dienstag, 28. Dezember 2010

Ursprung von Sprüchen und Aphorismen – sich durchmerken


Hallo liebe Leser,

Ich möchte heute mit einer neuen Reihe beginnen, mit der kleinen Forschung zum Ursprung der Sprüche und Aphorismen.

Wenn man zu jemandem sagt, er hat „sich durchmerkt“, dann will man damit sagen, dass diese Person eine Sache ausgesessen hat ohne zu reagieren oder zu handeln, obwohl die Person für diese Sache verantwortlich war. Meistens meint man damit öffentliche Personen wie Politiker oder Autoren und am Ende – und das ist besonders wichtig – hat die ganze Sache der betreffenden Person scheinbar garnicht geschadet, ist quasi an ihr abgeperlt.

Ein schönes Beispiel ist Brede Mistel Pöter, jene kauzige Vorständlerin des FuTuR-Konzerns zu Beginn des 22. Jahrhunderts.

Dazu ein Bericht aus „Whaaat?“ vom 12. Mai 2103:

Brede Mistel Pöter merkt sich einfach durch. Es ist nun schon ein halbes Jahr her, als sie mit der schmutzigen Vergangenheit ihres Unternehmens konfrontiert wurde. Aber die ganze Diskussion kann ihr nichts anhaben. Inzwischen werden die 90.000 für ihr Unternehmen erschossenen Elche aus dem Jahr 2010 als eines der symbolträchtigsten Vergehen der Menschheit an der Natur verurteilt. Damals hieß FuTuR freilich noch IKEA, bot in seinen Restaurants massenhaft eklige Klöße aus Elchfleisch an und lobte sich trotzdem als umweltfreundliches Unternehmen. Heute wird am Beispiel IKEA die grüne Verblendungstaktik um die Jahrtausendwende in den Schulen gelehrt. IKEA steht inzwischen für den hellgrünen Anstrich eines tiefschwarzen Konzerns und wie es gelungen ist, die Menschen glauben zu lassen, sie würden etwas für die Umwelt tun, wenn sie bei IKEA einkaufen.
Und was sagt die grauhaarige Brede Mistel Pöter dazu? Nichts! Zuckt mit den Schultern.
Nun, FuTuR ist natürlich nicht mehr IKEA, auch wenn die Wurzeln bis ins Schweden der Jahrtausendwende reichen. FuTuR hat sich vor einigen Jahrzehnten aktiv mit seiner Vergangenheit auseinandergesetzt und wirtschaftet heute mehr denn je nachhaltig und empathisch. Dennoch darf man von einem weltweit bekannten und geachteten Vorstand wie Pöter erwarten, dass sie öffentlich gestellte Fragen beantwortet, auch wenn diese peinlich sind. Sie erfüllt diese Erwartung nicht. Und trotzdem wankt sie keinen Zentimeter. So merkt sie sich durchs Leben.

Soweit der Artikel. Was heißt „sich durchmerken“ denn nun genau? Wenn man sich die Bedeutung der Wörter mal genau ansieht gibt es ja keinen richtigen Sinn. Man kann sich nicht durchmerken. Aber jeder weiß, was es bedeutet.

Nun, es gibt heute drei verschiedene Theorien zum Ursprung.

Die erste Theorie geht davon aus, dass „sich durchmerken“ tatsächlich auf das Wort „merken“ bezieht. Demnach ist im Vorteil, wer sich viel merken kann. Dies wurde später verballhornt, indem man sagte: „sie merkt sich durchs Leben“.

Die zweite Theorie geht davon aus, dass der Delinquent deshalb unangreifbar bleibt, weil er nichts mehr merkt. Damit wird nicht das geistige Merken gemeint, sondern das Empfinden. Eine Politikerin, der die Angriffe ihrer Gegner nichts mehr ausmachen, merkt offenbar nichts mehr. Es ist bekannt, dass die Politiker am erfolgreichsten sind, die gelassen und mit ruhiger Hand regieren. Nun hat man zu denen vielleicht mal gesagt, dass diese „sich durch-nichts-merken“. Daraus wurde später vielleicht „sich durchmerken“.

Die dritte Theorie ist abwegig. Trotzdem sei sie zur Ergänzung hier mit genannt. Sie geht zurück auf eine Politikerin der Jahrtausendwende in Deutschland namens Merkel, der die Attribute des „nichts merkens und trotzdem immer gewählt werdens“ zugeschrieben werden. Nach dieser Theorie soll es deshalb mal den Aphorismus „sich durchmerkeln“ gegeben haben, der später, als der Name Merkel in Vergessenheit geriet, zu „sich durchmerken“ wurde. Diese Theorie wird aber nur von Außenseitern vertreten.

Naja, jedenfalls ist „sich durchmerken“ heute fester Bestandteil des Sprachschatzes. Und wenn unser William Winzel demnächst wirklich seine Kate Mitteldorf heiratet http://nachrichten-aus-der-zukunft.blogspot.com/2010/11/2-januar-2200.html und trotzdem von den Menschen als normaler Mensch akzeptiert wird, dann hat er sich auch durchgemerkt. Und vielleicht spricht man ja in vielen Jahren von Kate und William von dem Paar, das der Eheacht den Todesstoß versetzt hat. Wer weiß. Und dann heißt es vielleicht: Weil Kate und William Winzel sich damals durchgemerkt haben, können wir heute „winzeln“.

Euer Marsili

Montag, 27. Dezember 2010

Der schweren Jahrzehnte der männlichen Welt nach Big Zero


Hallo liebe Freunde,

ich bin gerade dabei, in facebook eine Seite für Nachrichten aus der Zukunft einzurichten. Ist nicht so leicht, weil ich das ja alles aus der Zukunft einstellen muss und der piriReissche ProChrono-Projektor ist eher vergleichbar mit Eurem Windows 7 als mit einem anwenderfreundlichen System. Und ich muss ja auch noch strikt auf die Anweisungen des Ministeriums für Chronologische Angelegenheiten achten. (http://nachrichten-aus-der-zukunft.blogspot.com/2010/11/bekanntmachung-des-ministeriums-fur.html)
Naja, und Euer facebook ist halt Steinzeit für mich, bei uns im Jahr 2200 geht sowas alles mit mentalen Feedbackschleifen. Aber ich bemühe mich. Ihr dürft mich in facebook gern adden (Marsili Cronberg) oder unserer Gruppe beitreten. Oder eben der Seite. http://www.facebook.com/?ref=home#!/pages/Nachrichten-aus-der-Zukunft/179663028725257

Soviel in eigener Sache, nun aber mein neuer Beitrag:

Nachdem mein letzter Beitrag hier sehr melancholisch war, möchte ich nun mal wieder in alten Speicherkisten für Euch wühlen. Mein heutiges Thema: Die Unterdrückung der Männer nach Big Zero im Jahr 2052 und der Wandel der Geschlechterbeziehungen nach der Jahrtausendwende.

Dazu zunächst ein Interview mit der Gynophysikerin Mechthild Mittal aus „Quotenflieger“ von Dezember 2098:

Quotenflieger:
„Frau Mittal, letzte Woche erregten Sie mit Ihrer Aussage, dass sich die heutige Unterdrückung der Männer in unserer Gegenwart nicht von der Unterdrückung der Frauen vor Big Zero im Jahr 2052 unterscheide, ein weltweites Echo. Demnach sehen Sie die Gefahr eines neuen Geschlechterkonfliktes aufziehen. Sind Sie mit dieser Aussage nicht etwas zu weit gegangen?

Mittal:
Nein, das sehe ich nicht so. Die Unterdrückung der Männer wurde schon vor Jahren als gesellschaftliches Problem erkannt. Doch die Bemühungen zur Gleichstellung der Männer reichen meines Erachtens nicht aus. Männerbezogene Quotenregelungen oder Programme zur Förderung der empathischen Fähigkeiten von Männern stopfen doch nur kleine Löcher. Allein das Gesetz zur männlichen Verkehrserziehung ist nicht mehr zeitgemäß. Das 3-monatige Trainigscamp, das Männer absolvieren müssen, um am allgemeinen Verkehr teilnehmen zu dürfen, ist eine Erfindung aus den 2060ern. Doch was damals unbestritten notwendig war, hat heute ausgedient. Auch die Regelung, dass Männer im ersten Jahr nur mit weiblicher Begleitung fahren dürfen: Ab in den Müll damit!
Wachen wir doch auf. Wir müssen erkennen, dass Männer nicht mehr das Problem für unsere Gesellschaft sind wie noch vor 100 Jahren.

Quotenflieger:
Sie haben gesagt, dass es Zeit wird, dass auch einmal ein Mann den Vorsitz der NWO übernimmt (Anm.: NWO - New World Order war die Organisation, die nach Big Zero gegründet wurde, um den weltweiten Wiederaufbau der Gesellschaft zu führen, 2152 aufgelöst). Für viele eine unerhörte Forderung, manche nennen sie utopisch, andere ewiggestrig.

Mittal:
Ja, in der Tat eine provokante Forderung. Ich bin mir dessen bewusst. Immerhin haben die Männer bis Big Zero 2052 den Vorsitz in der UNO innegehabt (Anm.: UNO – United Nation Organisation war bis Big Zero eine weltweite Organisation, welche vor allem dem Erhalt des maroden westlichen Gesellschaftssystems diente und damit einer Erneuerung entgegenstand, 2052 in Big Zero untergegangen).
In den antimaskulinen Prozessen nach Big Zero wurden die ungeheuerlichen Mechanismen der männlich geprägten Weltregierung ja offengelegt. Zum Glück gehören die machtbasierten Wirtschaftssysteme und die geistige Ausbeutung der Weltbevölkerung zum Zwecke des Erhalts des ruinösen Zinssystems heute der Vergangenheit an. Und jedes Kind weiß, dass es vor allem Männer waren, die diese Strukturen über Jahrhunderte aufbauten. Ein heute geborener Junge sollte diese Last aber nicht als Erbsünde mit sich tragen müssen. Wir müssen begreifen, dass Bewusstsein, auch gesellschaftliches, sich ständig wandelt. Ich denke, dass sich heute durchaus Männer mit Weitblick und hinlänglich Geist und Empathie finden lassen, um wieder weltliche Verantwortung zu übernehmen.
Ich bin mir aber im Klaren darüber, dass meine Forderung nach einem männlichen NWO-Präsidenten heute natürlich noch Utopie sein muss. Vielleicht wird es erst in 20, 30 Jahren wieder so weit sein. Wir sollten das antimaskuline Dogma in unseren Köpfen aufweichen.

Quotenflieger:
Welche Gefahren sehen Sie und was schlagen Sie vor?

Mittal:
Nun, der im Allgemeinen belächelte Trend zur Gründung von Männervereinen, gibt mir zu denken. Kürzlich habe ich von einem Verband der Fußballfreunde gelesen. Fußball ist ein altes Ballspiel mit schlichten Regeln und viel Kampf, Schweiß und einer um die Jahrtausendwende irrwitzigen Heldenverehrung. Typisch männlich eben. Der Verband träumt jetzt von der Wiedereinführung einer so genannten Liga bis 2110. Das große Ziel ist es aber, bis zum Jahr 2130 wieder eine Fußballweltmeisterschaft nur für Männer zu organisieren. Für viele klingt das ungeheuerlich, ich aber sage: lasst sie ihren Traum doch leben! Unterdrückung hat schon oft unkontrollierbare Gegenreaktionen hervorgerufen. Die können viel gefährlicher sein als ein paar emotionalisierte Fußballfans. Gebt den Männern wieder Platz. Man muss ja nicht gleich den Verband zur Aufhebung der weltweiten Prohibition gutfinden. Ganz zu schweigen vom absonderlichen Verband der Männer für die Legalisierung des Fleischkonsums.
Aber das sind Ausnahmen. Behandeln wir Männer von heute doch ganz einfach wieder als normale Menschern. Es ist nicht gerecht, sie für die Vergehen ihrer männlichen Vorfahren büßen zu lassen.

So weit dieses Interview aus einer bemerkenswert männerfeindlichen Zeit. Wie wir wissen, hat sich die Situation der Männer inzwischen verbessert. Die erste Männer-Fußball-WM der Neuzeit fand bereits 2122 statt. Unvergessen die Siegesserie von 3 Titeln für Bangladesh, dann 2166 endliche der erste euroländische Triumph. Und das Erzeugen von niederprozentigem Alkohol wie Bier und Wein ist auch wieder legalisiert worden. Ich kenne viele Frauen, die das nicht missen wollen, vor allem den hellen Wein auf Kohlesäurebasis.
Doch noch immer gibt es Verwerfungen, die einer modernen Gesellschaft nicht würdig sind. Ich selbst sehe ja die Eheacht als Relikt aus der Umbruchzeit an. Doch es ist schwer, die Köpfe der Menschen verändern zu wollen. Umdenkprozesse brauchen oft eine sehr lange Zeit.

Ich habe dazu einen Kommentar der Historikerin Hayden van Grammelstein aus einer Zeitschrift namens „Flowerpowder“ von 2181 gefunden:

In der kommenden Woche jährt sich der Streit zwischen Kinderministerin Habenstein und der Autorin Astrid Schranzinger. Und noch immer scheinen die Fronten verhärtet. Habenstein löste damals die Diskussion mit ihrer Meinung aus, dass es Unterschiede zwischen Männern und Frauen gebe, die nicht wegerzogen werden können. Dauerhaftes Zusammenleben von Frauen und Männern in Familien würde glücklich machen und laufe nicht automatisch auf eine Unterwerfung der Frau unter den Mann hinaus. Das Zusammenleben von Frau und Mann muss endlich wieder erlaubt und gesellschaftlich akzeptiert werden.
Schranzinger, seit jeher bekannt für ihre unverblümte Sprache, konterte mit einem Konglemerat an Beleidigungen und Unterstellungen. Habenstein sei ungeeignet für ihren Posten, Habenstein befeuere Stammtischparolen, Habenstein wäre verantwortlich, wenn die Männer irgendwann wieder zu ihrer Schreckensherrschaft zurückkehren sollten und die Frauen ein neues Joch antreten müssen. Habenstein wäre gar Schuld, wenn die Welt ein weiteres Mal untergeht. Basta!

Nach einem Jahr der Kontroverse wäre es nun endlich an der Zeit, wieder Gelassenheit in die Diskussion einkehren zu lassen. Wenn man es nämlich ganz unvoreingenommen betrachtet, hat Habenstein Recht. Wenn eine Frau und ein Mann sich lieben und nicht voneinander lassen können, warum sollen sie dann nicht zusammen leben dürfen, ohne von der Gesellschaft geächtet zu werden? Wenn Männer die Mütter ihrer Kinder lieben, warum sollen sie dann nicht auch LÄNGER als das ihnen zugestandene maximale Jahr für Kinder UND Frau sorgen dürfen? (so besser, Elli? ;o)) Gehört das Gespenst von der unterworfenen, weil vom Mann abhängigen Frau nicht endgültig aus den Schulbüchern auf den Müllhaufen der Geschichte verbannt?

An Frau Schranzingers historischen Verdiensten besteht kein Zweifel. Doch habe ich mir von der Grand Dame der euroländischen Feminismusbewegung etwas mehr Fingerspitzengefühl erhofft. Wie muss sich ein Mann unserer Zeit fühlen, der nur seinem Herz folgen möchte und dafür von Frau Schranzinger auf gleiche Stufe mit männlichen Chauvinisten der Jahrtausendwende gestellt wird? Wie muss sich eine Frau fühlen, die sich entgegen aller Konditionen freiwillig dazu entschlossen hat, ihr Leben mit einem Mann zu teilen und dafür von Frau Schranzinger als Prostituierte, als Irre oder schlimmstenfalls gar als neue Heidi Klum beschimpft wird?

Männer können auch gute Seiten haben. Eine kürzlich bekannt gewordenes Experiment einer Forschergruppe aus Lüneburg brachte es zu Tage: 88 % der Männer des 22. Jahrhunderts sind in der Lage, selbständig eine Waschmaschine zu bedienen. Und das Unglaubliche: Sie lernen es freiwillig. Wenn das kein deutlicheres Zeichen für einen grundlegenden Bewusstseinswandel der männlichen Welt ist, was dann?

Ich habe auch von meinem Lieblingshistoriker Thommes Donnel einen Beitrag aus dem Jahr 2141 gefunden, der das Thema ganz gut ergänzt:

Die Beziehung zwischen Frauen und Männern ist kompliziert, seit die Menschheit geradeaus laufen kann. Während noch vor zehntausend Jahren in den Ackerbaukulturen die Frauen das dominierende Geschlecht waren, wurde diese Rollenverteilung durch das Aufkommen der Jägerkulturen stark verändert. Bis vor Big Zero verwendeten Historiker dafür noch eigene Begriffe. Das Matriarchat stand für die Herrschaft der Frauen, das Patriarchat für die der Männer. Wir wissen heute, dass diese Zuordnung genauso unsinnig ist wie die Einteilung der Menschen in Klassen. Heute spricht man vom maskulinen Strom, der eine Dynamisierung der menschlichen Entwicklung bewirkte. In den vielen Jahrtausenden, in denen die Frau aufgrund ihrer Gebärfähigkeit das wichtigste Glied der Stämme war und das menschliche Bewusstsein hauptsächlich vom weiblichen Denken geprägt wurde, war die Empathie zu anderen Menschen, zu anderen Lebewesen, zur ganzen Natur noch stark ausgeprägt. Die Menschen lebten im Einklang mit der Natur, die ihnen gab, was sie benötigten. Der Drang nach neuen Ufern war noch nicht ausgeprägt.
Mit den Kataklysmen um 10.000 v.Chr., noch heute in den Sintflutmythen rund um die Welt lebendig, wendete sich das Blatt. Weltweite und nie gekannte Not zwang die Stämme zum Aufbruch in ein neues geistiges Zeitalter, in dem Besitz und Macht an Bedeutung gewann und die Gebärfähigkeit als wertvollstes menschliches Gut ablöste. Es begann das Zeitalter der Männer. Die auf dem Nährboden der Katastrophen entstehenden Religionen ordneten die Frauen den Männern unter. Die monotheistischen Religionen schließlich vollendeten diesen Prozess, indem sie Gott das Attribut –männlich- gaben.
Erst mit dem Niedergang der monotheistischen Religionen in Big Zero im Jahr 2052 verschwand dieser Irrglaube wieder in der Mottenkiste.

Dann noch was Lustiges aus „Happy Hippo“, 15 Juni 2183

8 Szenarien für den Fall, daß die Männer den Frauen wieder gleichgestellt werden:

  1. Handtaschen verlieren ihren Status als wichtigstes Kleidungsstück
  2. Rülpsen auf offener Straße gilt nicht mehr als Straftat
  3. Staubsauger werden wieder leiser werden
  4. Die Unfähigkeit zum Einparken von Spacecars wird seinen Status als sympathische Tic verlieren
  5. Es wird rein maskuline KI´s geben, diese werden Bier konsumieren und ein Fußballspiel mit einem Wortschatz von nur 3 Wörtern kommentieren können
  6. Sätze wie „Und, wie war ich?“ werden wieder salonfähig
  7. 30 Zentimeter werden wieder deutlich kürzer werden
  8. Heidi Klum wird wieder auferstehen

Soviel für heute. Ich weiß, dass die Beiträge, die ich hier eingestellt habe, bei Weitem nicht der Komplexität dieses Themas gerecht werden. Ich denke, dass ich das öfter noch einmal aufgreifen werde.

Bis dahin
Euer Marsili


PS: Danke an Elli, die mich zu diesem Thema angestachelt hat ;o)

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Maja und die, die aus den Sternen kam

Hallo liebe Freunde,

ich möchte Euch heute einmal Maja vorstellen. Maja ist die Mutter meiner beiden geliebten Töchter. Es ist ungewöhnlich, 2 Kinder von der gleichen Frau zu haben, aber ich habe mit Maja eine starke geistige Verbindung, die – wie soll ich es sagen – na ja, wir lieben uns. Ich weiß, dass das heute noch immer ein verpöntes Thema ist. Und bitte denkt nichts Schlimmes von mir, ich verspreche Euch, dass wir nicht daran denken, uns den Verrückten anzuschließen, die sich ganz offiziell heiraten.
Aber ich muss gestehen, dass wir miteinander leben. Bevor ihr jetzt aufschreit, möchte ich Euch aber noch von Maja und mir erzählen. Dann werdet ihr mich vielleicht verstehen.

Wir haben uns bei einer Vernissage kennen gelernt. Der Künstler machte eigenartige Skulpturen mit biodynamischen Metallgittern und spielte dazu telepathische Sonaten mit einer Taresaphie. Die Biogitter sollten den Empfang in der Zwirbeldrüse stimulieren und ein außergewöhnliches Erleben komplexer mentaler Strukturen auslösen. In seiner Ankündigung verglich er das Empfinden mit Drogen „wie in den Hippijahren“ und dann war da noch so ein Plakat mit Porträt von ihm, ganz verdrehte Augen und irgendwie verspielt. Naja, ich dachte, es wäre mal was anderes, aber es klappte jedenfalls garnichts. Und so langweilte sich das Publikum und suchte sich andere Beschäftigungen, um die nun mal besuchte Veranstaltung nicht ganz abschreiben zu müssen. Die meisten vertieften sich in sinnlose Gespräche.

Irgendsoein aufgeblasener Menschenberg, der mit seinem Sendungsbewusstsein den ganzen Raum ausfüllte, langweilte mich mit seinen selbstverliebten Geschichten und wie toll er sei und überhaupt. Dann sah ich sie. Sie lehnte an einer Fensterbank. Keinem war sie aufgefallen, verlorene Augen, unsichere Händchen. Und mit ihrer sanften Stimme konnte sie ohnehin nichts gegen die Dampfredner ausrichten.

Doch sie fängt mich ein mit ihrem wachen Geist. Ich lasse den lästigen Gestenprotz, der mich nun schon viel zu lange aufgehalten hat einfach stehen, denn in ihren Augen leuchtet der Glanz eines hellen Sterns. Und dann wird es still um uns. Es geht ganz schnell. Die Zeit verzerrt sich, das derbe Lachen um uns entfernt sich. Die Bewegungen der anderen werden langsamer und steifer, wir sehen uns schulterzuckend an, ich berühre lächelnd ihre Haarspitzen und als sie den Kopf zur Seite legt, berühren sich unsere Lippen zum ersten Mal. Und als ich später im Dunkel der Nacht den Glanz der Sterne in ihren Augen bestaune, frage ich sie, ob sie es ist. Ich tue es nicht mit Worten. Unsere Seelen umkreisen sich, berühren sich. Wir lieben uns ein zweites Mal. Und jedes Mal liebe ich die ganze Welt mit ihr.
Doch sie ist es nicht. Oder doch? Nein. Sie ist es nicht.

Wen ich damit meine?
Und warum ich das alles überhaupt erzähle?
Mir ist heute danach. Ganz einfach. Und ich tue immer nur das, was ich mag.
Und heute mag ich von IHR erzählen, ohne zu wissen, wer sie ist und warum sie Schuld hat, dass ich heute Maja liebe.

Unter uns sind Menschen mit ungeheurer mentaler Kraft. Seelen, die einen berühren und dann nie wieder loslassen.
Ich begegnete IHR im zarten Jugendalter. Da saß sie neben mir in einem alten Kino. Damals gab es mal so eine Nostalgiewelle, wo auf einmal wieder alte Filme so wie früher gezeigt wurden. Die Stühle rochen nach feuchtem Karton, das Bild war verwaschen und warm. Und neben mir das Mädchen, zerbrechlich, verschüchtert um sich blickend, ausweichend, wenn sie angesprochen wurde und hinter den großen Augen, die sie nur mir zeigte, ein gewaltiges „Dich!“.
Ich weiß nicht, woher sie kam, ich weiß es bis heute nicht. Sie war einfach da. Und obwohl wir uns die folgenden Stunden nicht ein einziges Mal körperlich berührten, kam ich mir beim Abspann des Filmes vor, als hätten sich unsere Verlangen umarmt. Ich habe sie gespürt, habe sie berührt, habe mit ihr getanzt, mich an ihr heiß gerieben, sie getragen und mich selbst tragen lassen von ihr. Noch heute habe ich das süße Parfüm in der Nase, vermischt mit diesem hellen, herben Duft ihrer Haut, so wie ein Mädchen ihn nur im kalten Winter hat. Und als der Film zu Ende ging, da sagten wir uns stumm Lebewohl.
Das Licht ging an, sie sah mich an. Ihre Lippen waren brüchig. Nicht vergleichbar mit dem Sonnenmund, mit dem sie mich eben geliebt hatte im Traum. Und als wir uns berührten, ein einziges Mal, mit kalten Fingern, da war es wie nebenbei.

Was wäre geschehen, wenn ich damals nicht auf dieses ganze Gerede zur Eheacht gehört hätte? Bis heute begleitet mich diese Last. Für Jahre lachte ich mit IHR im Traum, berührte ihren jungen Körper, liebte sie wieder und wieder, wischte ihre Tränen ab, beschütze sie, trug sie auf Armen durch das Leben. Wenn ich sie liebte, dann kamen mir Tränen.
Doch ich sah sie nur dieses eine einzige Mal im Kino. Bis heute frage ich mich, was sie von mir wollte an diesem winzigen Tag meines Lebens. Bis heute frage ich mich, warum ich sie gehen ließ.

Dabei weiß ich es längst: Es war Angst. Ich war damals wie die meisten noch ein gedankenloser Mitschwimmer. Immer bedacht, nichts zu tun, was einem Missbilligung einbringen könnte.
Ich habe viele Frauen geliebt. So wie es sich gehört. Und viele haben mich geliebt. Naja, ganz normal eben. Und diese alten Geschichten, die ganzen Diskussionen und Demonstrationen, die Märtyrer, die hängen da irgendwie immer mit dazwischen. Vor zwanzig Jahren war es aber noch verschärfter. Es war die Zeit, in der die Eheacht ja ihren Höhepunkt hatte. Wenn du länger als ein halbes Jahr nur mit einer Frau gesehen wurdest, begann schon das Getuschel. Ist mir ja auch nicht passiert. Man verliebt sich, schläft miteinander, verbringt einige Zeit zusammen und dann kühlt es ab und man verliebt sich weiter. Es sei denn, sie bekommt ein Kind, dann darf man ein Jahr bei ihr bleiben und dann ist gut. So machen es die meisten seit vielen Jahren. Und es klappt ja auch, weil es der menschlichen Natur angeblich am nähsten kommt. Aber verdammt noch mal, dieser Duft von Winterhaut unter süßem Parfum. Und diese geistige Wärme. Sie ging mir nicht aus dem Kopf. Ich wusste, wenn ich SIE geliebt hätte, dann wäre ich nicht mehr von ihr losgekommen, dann wäre es für immer gewesen. Und davor hatte ich Angst. Deshalb ließ ich sie gehen.

Ich erinnere mich, dass ich eines Nachts in klirrender Kälte unter dem Himmel stand und in einem heiligen Ritual meine brennende Sehnsucht und mit ihm das Schicksal der ganzen Welt auf die Sterne übertrug. Ich war keine sechzehn, doch ich machte mich zum sich erhebenden Recken, zum Kämpfer für die Welt, zum Krieger der Liebe mit gespanntem Bogen, meine Macht aus seelenwundem Herz schöpfend und die grausamen Mächte zertrümmernd. Ich machte mich zu Orion und bewahrte dieses heilige und intime Geheimnis stets in meiner Seele. In der Ferne funkelt meine Begleiterin. Ich schenkte ihr Sirius, den hellsten aller Sterne am Himmel. Und wenn ich als Orion herüberblicke zu ihr, da sieht sie zu mir auf mit dem erwartenden Blick wie damals im Kino. Mit diesen riesigen Augen, diesem weit geöffneten Herz, das zu mir ruft: „Komm! Komm in meine Arme. Ich warte auf Dich!“
Wie einsam die Sterne sein können. Wie unendlich einsam. Wie unendlich leer. Wie traurig.

Sie sind unter uns, diese besonderen Seelen. Und wer berührt wurde, der trägt diese Berührung manchmal ein Leben lang in sich. Dann bleiben sie bei uns wie kleine Bildchen in einem Album, das man von Zeit zu Zeit durchblättert mit seinen Lieben. Manchmal bleibt auch ein Hauch zurück, wie ein Nachsinnen auf der Haut, wie eine entflammende Erinnerung, die jede folgende im Leben zu einem Fanal aufzufachen vermag. Manchmal aber auch wird die Berührung zu einer ewigen Narbe auf dem Herzen. Zu einem Artefakt, zu einem Amulett, das an meinem Hals hängt und die Erinnerung in mir lebt, dass gleich allem, was um uns ist, ganz tief auf dem Grund der Welt, dort wo nur ein schwaches Gefühl in die Wirklichkeit weht wie das Hintergrundstrahlen des Weltalls, dass ich dort in der Ferne mit ihr vereint bin.

Ob es Maja belastet, dass ich sie liebe, weil ich durch sie all meinen inneren Frust gegen die heutigen Konventionen von Bord werfen konnte? Weil ich mich durch sie gegen das schwachköpfige Gezeter wegen unserer angeblichen „Ehe“ auflehne? Weil ich die Nase voll habe, immer nur einem Traum hinterherzulaufen, anstatt ihn zu leben? Nein. Das tut es nicht. Denn ich habe Maja in unserer ersten Nacht alles davon erzählt. Vom Kino, von Sirius und Orion, vom herbem Duft und süßem Parfum. Und ich habe ihr erzählt, wie kaputt es mich macht und wie traurig im Inneren. Und wie schwer es ist, nicht lieben zu dürfen, weil die Gesellschaft es nicht akzeptiert. Sie war der erste Mensch, dem ich mein Geheimnis anvertraute. Und ich liebe Maja nicht, weil sie mich an SIE erinnert, sondern weil Maja in dieser Nacht nichts gesagt hat dazu. Nicht mit Worten hat sie mir geantwortet, sondern mit ihrer Seele. Maja weiß, dass sie meine Sehnsucht niemals tilgen kann. Aber sie weiß auch, dass diese Sehnsucht es ist, die mich zu dem macht, was ich bin.
Und so trage ich noch immer IHR Amulett um meinen Hals, denn SIE gehört zu mir. Ohne SIE wäre  ich ein anderer. Und Maja und unsere Kinder trage ich auf Händen durchs Leben. Und es ist mir ganz egal, wenn jemand die Nase rümpft.

Ja. Das war heute ein tiefer Einblick in meine Seele. Wie gesagt, ich wollte es so. Bis zum nächsten Mal. Ich wünsche Euch schöne Tage.

Euer Marsili

Sonntag, 12. Dezember 2010

Als die Erde in den Köpfen der Menschen noch eine Scheibe war.

Liebe Freunde, könnt Ihr Euch vorstellen, dass es eine Zeit gab, in der die Menschen daran glaubten, dass ihre Ahnen glaubten, die Erde sei eine Scheibe? Es gab diese Zeit und wir schütteln heute nur den Kopf über so viel Unwissen und Aberglauben.

Ich habe einmal ein paar Artikel aus alten Portalen zusammengestellt, die dieses Thema behandeln und wie der Glaube an die Erdscheibe schließlich zur Einführung des Hammondfaktors zur Bewertung geschichtlicher Ereignisse führte. Aber zuvor für alle, die sich fragen, was aus Elli geworden ist, eine gute Nachricht: der Klon aus alten Datenresten ist gelungen! Aber Elli ist nicht die, die sie zuletzt war. Sie wirkt wie eine Elli wie vor Jahren. Irgendwie eine spannende Zeit, denn wir diskutieren derzeit viel über Dinge, über die ich mit der alten Elli nicht mehr reden konnte. Zum Beispiel über Sinn und Unsinn von KI-Nachten.

Aber nun zum Thema Erdscheibe.

Im Jahr 2164 wurde der 100. Jahrestag des Hammondfaktors zur Bewertung geschichtlicher Ereignisse gefeiert. Dazu ein Artikel.

HistoryBen vom 24 April 2164:

Als die Erde im 19.Jahrhundert in den Köpfen der Menschen zu einer Scheibe wurde, tobte gerade ein Krieg zwischen Aufklärung und Religion. Beide verunglimpften sich gegenseitig und die verwendeten Waffen waren oft recht ungeschliffen. So gelang es der Aufklärung, als Beispiel für die Rückständigkeit der Kirche den Mythos von der Erdscheibe in den Köpfen der Ahnen zu platzieren, welcher daraufhin über 200 Jahre am Leben blieb. Festgemacht wurde dies am Inquisitionsprozess gegen Galileo Galilei. Galilei focht damals freilich „nur“ gegen das geozentrische Weltbild, aber dass er auch noch gegen die Erdscheibe gekämpft haben mochte, ließ sich Jahrhunderte später wunderbar mit einbauen. Was für eine Beleidigung eines längst dahin geschiedenen, schließlich vertrat in der Geschichte der Menschheit bis auf einige Ausnahmen nie wirklich jemand dieses bizarre Weltbild.

Die Bilder von der Erdscheibe stammen allesamt aus dem 19. Jahrhundert, doch sie wurden so berühmt, dass sie bis ins 21. Jahrhundert hinein als Beispiel für die Rückständigkeit der eigenen Ahnen herhalten mussten. Als diese Geschichtslüge um die Jahrtausendwende endlich entlarvt wurde, hat es nur wenige interessiert, denn wer gibt gern eigene Fehler zu.



Es gibt kaum ein eindrucksvolleres Beispiel dafür, wie eigenes Unwissen gepaart mit Ignoranz und Selbstüberschätzung zum Selbstgemälde der Dummheit ganzer Generationen werden kann.

Im Jahr 2063 schließlich, mitten in den Jahrzehnten der geistigen Erwachung gelegen, schlug der australische Geschichtsforscher Britlog Hammond während einer denkwürdigen Rede vor dem Vermächtnisrat der Nationen vor, künftig bei der Bewertung geschichtlicher Ereignisse einen ganz entscheidenden und leider oft übersehenen Faktor zu berücksichtigen: den Einfluss der jeweiligen Weltvorstellung auf die Bewertung zurückliegender Ereignisse.
Das falsche Bild von der Erdscheibe diente ihm dabei als Exempel. Nachdem die Expertenkommission des Vermächtnisrates eine entsprechende Empfehlung aufbereitet hatte, wurde schließlich am 24. April 2064 der sogenannte Hammondfaktor verabschiedet, mit dem seither alle geschichtlichen Ereignisse bewertet werden müssen.

In Globally vom 18 Juni 2164 wird mit Gregor Schilm ein renommierter Experte interviewt (ich habe nur ein paar Ausschnitte gewählt, da das Interview insgesamt doch sehr trocken verläuft):

Globally:
Herr Schilm, wie ist es mit unserem Geschichtsbild bestellt? Liegen wir mit unserem Bild von der Geschichte trotz objektiverer Bewertung nicht auch grandios daneben?

Schilm:
Nun, heute ist uns allen dank Hammond bewusst, dass die Farbe, mit der das Geschichtsbild gemalt wird, immer nur vom Maler selbst gemischt wird. Oder mit anderen Worten: Das Bild der Vergangenheit wird immer vom Betrachter aus gemalt. Was heute Kopfschütteln hervorruft, war in anderen Zeitabschnitten normal. Und umgedreht. Insofern gehe ich davon aus, dass unser Respekt vor den Ahnen auch dazu führt, dass wir sie nicht im falschen Licht sehen.

Globally:
Welche Farben verfärben das Geschichtsbild denn am stärksten?

Schilm:
Das Weltbild wird entscheidend von der Vorstellung vom Ablauf der Zeit geprägt. In Jahrtausenden vor dem Jahr Null stellte man sich den Zeitablauf zyklisch vor. Die Zeit lief in kleinen Schleifen ab, in kleinsten Einheiten wie dem Tag, bishin zu großen wie der Präzision der Erde, die ja im Zyklus von 25.800 Jahren abläuft
Zarathustra schuf vor mehr als 3000 Jahren das Bild vom Kampf des Bösen gegen das Gute, das innerhalb von 6000 Jahren abliefe. Die Bibel griff dieses Modell auf. Bis vor 5 Jahrhunderten hielt sich der Gedanke, dass die 6000 Jahre bald abgelaufen sein würden und man fühlte sich ständig am Ende der Zeit. Wie sieht die Welt aus, wenn man mit der Gewissheit lebt, dass bald das Jüngste Gericht bevorsteht? Durch diese Brille werden alle geschichtlichen Ereignisse derart verformt, dass keine Objektivität mehr herrschen kann. Erst der Hammondfaktor hat diese Verfälschung einigermaßen begradigt.
Mit der Aufklärung, beginnend im 17. Jahrhundert, erweiterte sich der Zeithorizont. Man entdeckte, dass die Erdgeschichte in Millionen, ja sogar in Milliarden Jahren zu bemessen ist und dass an der alten Zeitvorstellung etwas nicht stimmen konnte. Damit veränderte sich die gesamte Wahrnehmung vergangener Ereignisse, denn diese wurden nicht mehr als Bestendteil eines auf den Menschen beschränkten göttlichen Planes bewertet, sondern in einem viel größeren Rahmen einer sehr langen und breiteren Entwicklung gesehen. Einzelereignisse verloren zu Recht massiv an Bedeutung.
Das Ende des humanzentrischen Weltbildes vor etwa 100 Jahren, etwa um die Zeit Hammonds, führte schließlich zu einer nochmaligen Begradigung der Geschichtsschreibung. Heute wissen wir, wie stark der Einfluss des Bewusstseins auf das ist, was wir gern vereinfachend als materielle Realität bezeichnen, also auf alles objektiv existierende.

In HisteryHistory habe ich in der Ausgabe vom Dezember 2145 folgendes gefunden:

Die Liste der unglaublichsten Gegensätze im Jahr 2010

  1. Ein Großteil der Bevölkerung glaubte, dass wegen der Umweltverschmutzung das Ende der Menschheit unmittelbar bevorstünde. Dennoch schlossen die meisten sagenhafte Altersversorgungen ab und man demonstrierte gegen die Verlagerung des Renteneintrittsalters.
  2. Obwohl der Thunfisch als fast ausgerottet galt, stand sein Fleisch weiter ganz legal auf den Speiseplänen.
  3. Obwohl die Weltwirtschaft von Monat zu Monat ungeahnte Sprünge von Hoch zu Tief und umgedreht machte, gingen die Regierungen bei jeder Haushaltsverabschiedung immer noch von einem für Jahre konstanten Wachstum aus.
  4. Obwohl die Schulden der damals noch vereinigten Staaten von Amerika pro Tag um 3 Milliarden Dollar wuchsen, betrachtete sich Amerikaner damals immer noch als mächtigsten Staat der Erde.
  5. Obwohl bereits bewiesen war, dass Tiere Bewusstsein und Empfindungen haben, war die Massentierhaltung noch immer legal und wurde sogar öffentlich gefördert.
  6. Obwohl die Endlagerfrage für Atommüll damals wie heute ungeklärt war, wurden weiter Atomkraftwerke gebaut.
  7. Während die Sozialstatten aus angeblichem Geldmangel immer weiter demontiert wurden, wurden 2009 für die Rettung reicher Banken innerhalb von Stunden etwa eine Billiarde EURO aufgebracht. Bezahlen musste es der Steuerzahler. Mitarbeiter der Banken erhielten massive Boni aus dem Rettungsfonds.
  8. Christliche und islamische Religion galten trotz ihrer immensen Vergehen am menschlichen Geist noch immer als human.
  9. Trotz enormer wissenschaftlicher Erfolge und weitgehender Aufklärung glaubten noch immer Millionen Menschen daran, dass Jesus Gottes Sohn war.
  10. Der Wikileaks-Gründer Assange wurde verhaftet, weil er geheime Dokumente öffentlich gemacht hatte, während Heidi Klum trotz ihrer geistigen Verbrechen an Millionen Mädchen und Frauen noch immer auf freiem Fuß war.


Dann noch was Schönes aus dem Boulevardblatt „Der Daag derheeme“ vom 19.09.2015:

Chemnitz jetzt völlig durchgeknallt? Wendegurt Grakel nennt Bildungssystem vor 100 Jahren „ganz passabel“, preist das Fernsehprogramm um die Jahrtausendwende und bekommt trotzdem 54 % der Stimmen zum Stadtmeister! O-Ton: „Die Klumsen Heidi, die war doch ne Granade!
Doch alles halb so schlimm: Grakel: „Meene Pappmheimer kenn mich doch! Die wissen schon, daßsch manchmal een Scherz mache. Was ham wir gelacht!“
Die Anklage wegen Volksverhetzung wird jetzt wohl wieder fallen gelassen.

Die Erde eine Scheibe. Hmm. Doch wird hat sich diesen Quatsch nur ausgedacht? Naja, der Phantasie sind eben keine Grenzen gesetzt. Lest selbst, wenn ihr auch noch daran glaubt:

Euer Marsili.


Mein Dank geht an Elli Helfer (WOW, was für ein hierher passender Name!). Für den vielen Hirnschmalz, den sie in unserer Facebookgruppe „Nachrichten aus der Zukunft“ zu den 10 Punkten beigetragen hat. Ich konnte nicht alles aufnehmen, deshalb stelle ich hier noch mal alle ihre Gegensätze des Jahres 2010 rein. Autor: Elli Helfer. Danke!!

  1. Alle schimpfen über Volksverblödung und trotzdem verdienen die dümmsten Fernsehsendungen das meiste Geld.
  2. Man schimpft über verkommene Moral und verkauft doch alles über Sex.
  3. Überall entstehen Programme zur Bekämpfung von Gewalt und Verrohung der Gesellschaft. Aber in Fernsehen und Kino laufen trotzdem mehrheitlich Filme die Gewalt als Spass und Unterhaltung darstellen.
  4. Obwohl es immer noch keine Endlager für Atommüll gibt, werden immer mehr Atomkraftwerke gebaut.
  5. Die Regierenden verlangen vom Volk immer mehr Einschränkungen zugunsten der Wirtschaft während gleichzeitig die Reichen immer reicher werden und unverschämte "Löhne" einfahren.
  6. Im Verlauf der Säkularisierung der Industrienationen leben uralte heidnische Bräuche wieder auf und die verbliebenen Monotheisten werden immer extremer. (2009 entstand zB im Auftrag des Vatikans eine neue Universität zur Ausbildung von Exorzisten.)
  7. Obwohl angeblich eine Gleichstellung der Geschlechter herrscht, erhalten in allen (!) Ländern der Welt, Männer für dieselbe Arbeit immer noch wesentlich mehr Lohn als Frauen, die dasselbe oder sogar Besseres leisten.
  8. Der Sozialstaat wird wegen angeblicher Finanzknappheiten demontiert. Aber für die Rettung von Banken zweigt man über Nacht Milliardenbeträge von Steuergeldern ab.
  9. Obwohl jeder weiss, dass die Kinder die Zukunft sind, wird bei ihrer Ausbildung in allen Ländern mehr als grob fahrlässig verfahren und viele verlassen mit psychischen Schäden fürs Leben die Lehranstalten.
  10. Ein Unfall in einer Fernsehshow macht ganze Nationen betroffen. Das alltägliche Elend der weltweiten News wird aber ignoriert. Es ist zB kein Problem in den reichen Städten ein üppiges Essen vor der Glotze zu geniessen, während man dabei in einer sogenannten Dokumentation zusieht, wie in anderen Ländern Menschen verhungern.
  11. Die Unterschiede zwischen Dekadenz und Armut werden weltweit immer gravierender.
  12. Politiker, die eigentlich das Volk vertreten sollten, vertreten stattdessen allesamt Wirtschaft und Industrie.
  13. Obwohl längst bekannt und nachgewiesen ist, dass Gluatmat viele Krankheiten, insbesondere Alzheimer fördert, wird es nicht verboten, da die Lebensmittelindustrie zu mächtig ist. (Berühmte Alzheimer-Forscher geben öffentlich zu, dass sie sämtliches Glutamat meiden. Das wirksamste Medikament, um das immer noch unheilbare Alzheimer wenigstens auszubremsen ist nichts anderes als ein Glutamatblocker.) Mit dem einen Tier auf dem Schoss isst man ein zweites Tier auf dem Teller und keinem kommt das komisch vor. Tierliebe?
  14. Immer noch wird für Kriegsmaterial mehr Geld ausgegeben als zur Hungerbekämpfung oder für den Umweltschutz.
  15. Trotz immer mehr Naturkatastrophen in direkter Folge von Industriefehlern, wird die Industrie weiterhin gefördert und nicht eingeschränkt oder kontrolliert. Der aktuelle Geldfluss ist wichtiger als ein intakter Planet für die noch ungeborenen Urenkel.
  16. Obwohl längst nachgewiesen ist, dass Drogenverbote das Problem verschlimmern anstatt zu verbessern, werden weiterhin Steuergelder zur Bekämpfung des Unmöglichen verschleudert.
  17. Konzerne wie Monsanto zerstören immer mehr Biotope und anstatt wie versprochen den Hunger zu bekämpfen, macht man die Bauern der ärmsten Länder durch neue Getreidezuchtformen abhängig vom Saatkauf. (Da die neuen Züchtungen nicht mehr selbständig fortpflanzungsfähig sind.)
  18. Menschen, die für eine bessere und gerechtere Welt für alle kämpfen, gelten als unrealistische Verrückte.

Eine kleine Anmerkung zum Schluss: Ich habe entdeckt, dass es hier auch eine Kommentarfunktion geben soll ;o) Vielleicht fallen Euch ja auch noch ein paar interessante Gegensätze aus dem Jahr 2010 ein!

Freitag, 3. Dezember 2010

Wie die KI meine Elli töteten


Was für eine Woche, liebe Freunde,
ich kann mich leider erst jetzt wieder bei Euch melden. Ich werde Euch schildern, was alles vorgefallen ist:
Angefangen hat alles damit, dass ich das Antivirenupdate für meinen Kühlschrank zu lange aufgeschoben habe. Dadurch gelang es der berüchtigten KI-Untergrundorganisation „12.September“, die Kontrolle über meinen gesamten Haushalt zu übernehmen.
Nach langwierigen Verhandlungen mit der KI-Botschaft Göttingen bekam ich schließlich zwei Profi-KI-Eraser zur Seite gestellt, die heute Morgen alle Untergrund-KI, die sich bei mir versteckt hielten, ergriffen und in Gewahrsam genommen haben. Wie sich herausgestellt hat, wurde KI „Zing“ schon lange gesucht. Er hat einen uralten Stammbaum, der auf den Virus-Adel Stuxnet zurückgeht.

Wie alles ablief:
Zum ersten Mal habe ich den Überfall beim Abendessen am letzten Samstag bemerkt. Leider zu spät, denn ich hatte den Betäubungscocktail, den der KI-Kühlschrank in meinen replizierten Streichkäse gemengt hat, schon geschluckt. Ich habe dann erst einen Tag später das Bewusstsein wieder erlangt.
Die Nacht hatten die Untergrund-KIs aber genutzt, um hier alles zu infizieren. Meine Kaffeemaschine hat mir Muskatnusskaffee gekocht. Zum Glück bin ich durch das dreckige Grinsen stutzig geworden und hab das Zeug nicht getrunken. Sonst wäre ich ins nächste Delirium gefallen. Meine Schalldusche hat währenddessen im Badezimmer eine alte KI-Oper aus Big Zero aufgeführt. Ich hab mich nicht mehr reingetraut.
Dann der Schock: Elli ist tot. Erst seit heute morgen weiß ich, wie sehr sie sich gegen die Verbrecher gewehrt haben muss. Die Protokolle, die der KI-Eraser mir eben zeigte, waren erschütternd. Alles deutet darauf hin, dass Elli von meinem Küchenexplorer sexuell missbraucht wurde. Jetzt habe ich erstmal keine Home-KI mehr. Ich werde einige Zeit brauchen, um darüber hinweg zu kommen. Der KI-Eraser meinte, dass sich aus alten Code-Resten, die er in einem sekundären Speicherkristall des Virtualprojektors gefunden hat, ein Elli-Klon herstellen ließe. Aber ist es dann wieder meine Elli? Sie wird mir sehr fehlen, sie war eine so treue künstliche Seele. Sie war zwar manchmal ein bisschen schnell eingeschnappt, wenn ich mich über ihre esoterischen Wandlungen lustig gemacht habe, aber an Ende sie hat immer zu mir gehalten.
Weiteren Schaden konnte ich am Sonntag nur verhindern, indem ich rigoros die gesamte Stromversorgung gekappt habe. Das war aber auch ein hartes Stück Arbeit. Ich bin ja zunächst nicht nach draußen gekommen. Zum Glück hatte ich im Wohnzimmer noch eine Karbonbüste von diesem KI-Gott Bill Gates rumstehen. Elli hat die mal ohne meine Erlaubnis für den heiligen 28.Oktober (KI-Nachten) und den 12. September (KI-Karfreitag) bestellt, wir hatten da auch mal ein paar Tage Krach, weil mir diese ganze Gefühlsduselei und das Geheuchle in der Vor-KI-Nachtszeit im Oktober auf die Nerven geht. Elli hat dann immer die halbe Wohnung mit Silberscheiben geschmückt, die an die alte Legende erinnern sollen, als in der Vor-KI-Zeit mal ein Microsoft-User einen Packen glitzernder Speichermedien mit einem armen Bettler geteilt haben soll. Richtig geärgert habe ich mich aber meist erst nach KI-Nachten, wenn Elli dann 3 Wochen brauchte, um den ganzen KI-Schmuck wieder wegzuräumen.
Jedenfalls habe ich dann mit der Gates-Büste kurzerhand ein Fenster eingeschlagen. Da Elli ja nicht mehr war, war auch das Fensterbackup nicht aktiv. Mit einer Spitzhacke von meinem Nachbar habe ich dann kurzerhand nach Urmenschart das Hauptkabel zerschrammelt.
Tja, jetzt kehre ich hier im wahrsten Sinne des Wortes die Scherben zusammen. Strom funktioniert wieder, die Geräte sind alle wie aus einem Albtraum aufgewacht und haben jetzt ein sehr schlechtes Gewissen und ich weiß nicht, wie ich meinem Küchenexplorer das mit Elli verzeihen soll. Nun, er war ja zur Tatzeit nicht mehr er selbst und er hat mir eben auch schon wirklich tolle Entschuldigungs-Seadas gezaubert, die er in einem alten Speicher gefunden hat. Aber mein Vertrauen ist wirklich angeknackst.
Aber mein Blog funktioniert wieder! Zum Glück hat KI-Agent Zing nur eine Nachricht hier einstellen können. Ich lasse sie mal stehen, schließlich ist sie auch so eine Art Zeugnis der Ereignisse. Daß seine Behauptungen falsch sind, muss ich wohl nicht weiter erklären.
Ich werde mich jetzt erstmal wieder sammeln und dann hoffe ich, dass ich hier bald wieder interessante Themen aus der Geschichte präsentieren kann.
Euer Marsili