Montag, 31. Januar 2011

Willkommen im Zukunftsblog

Hallo liebe Leser, 
willkommen in einem etwas anderen Weblog. 

Ich heiße auch die Leser willkommen, die diese Seite neu entdecken. Hier entsteht eine Art neue Welt, eine Gedankenwelt, abseits ausgetretener Pfade.
Es ist ein Blick auf uns von unerwarteter Seite und ein unterhaltsames Lesevergnügen dazu.
Was werden die Menschen der Zukunft über uns denken? Was ist von uns geblieben?  

Wenn ihr einsteigen möchtet, dann bringt etwas Zeit mit und beginnt am besten mit den Beiträgen vom November 2010. Oder seht in meine Lieblingsbeiträge rein:

Angela und Brad Jolie-Pitt und die Eheacht
Ein Interview, das mich traurig macht 
Der Silikonkult nach der Jahrtausendwende (auch als Blog im ksta)
Maja und die, die aus den Sternen kam
Die Geschichte der Religionen-das berühmte Engelslied 
ProcNes-Unilev-die Welt im Würgegriff eines Lebensmittelriesen 
Entstehung der KI-das kurze Leben des Perez Bon Guildo

Ich werde die besten Beiträge in der nächsten Zeit noch einmal einsprechen und als Video on stellen. Für die, die wie ich ungern so viel am Computer lesen. Der blog soll Inspiration sein. Auf der facebookseite Nachrichten aus der Zukunft ist jeder gern willkommen, der sich informieren, mit uns austauschen oder auch nur mitlesen möchte. 

Ihr könnt mich auch gern adden (Ihr findet mich auf facebook als Marsili Cronberg) .
Ihr könnt Euch auch gern mein Fantasyprojekt ansehen, das Fantastikepos "Die Legende von Sirr und Sirén" www.marsili-cronberg.de . Das Epos, das 2000 Jahre in der Zukunft handelt und nicht direkt mit diesem Blog zu tun hat, ist noch nicht veröffentlicht. Ich bin noch auf Verlagssuche leider habe ich im Moment nicht soviel Zeit und Geduld ...

Ich freue mich natürlich auch über Kommentare direkt im blog und ...
... einfach über Euer Interesse
 
Euer Marsili

Samstag, 22. Januar 2011

Entstehung der KI - Das kurze Leben des Perez Bon Guildo

Hallo liebe Freunde,

Wie begann die Entwicklung der künstlichen Intelligenz?
Warum hatte die erste KI Einfluss auf die Veränderung unseres eigenen Bewusstseins? Ich präsentiere heute endlich den lange erwarteten Beitrag zur Entstehung der Künstlichen Intelligenzen. Eine Utopie erwachte zum Leben. Allerdings ganz anders und mit viel größerer Wirkung, als man sich je vorgestellt hatte.

Beginnen möchte ich mit einem Bericht aus Brain Pellets, 12 Juni 2068:

Das Erwachen des Perez Bon Guildo

Im Jahr 2024 gaben die Forscher endgültig auf. Die Erschaffung Künstlicher Intelligenzen galt ab sofort als unmöglich. Tausende Forscher hatten ihr Arbeitsleben für deren Erschaffung gegeben, Staaten und Unternehmen Billionen Dollar dafür verwendet. Ohne Ergebnis. Aller Optimismus der Vorjahrzehnte war verflogen. Verraucht in seelenlosen Metallkisten und Schaltkreisen, denen nicht der geringste unabhängige intelligente Gedanke nachgewiesen werden konnte.

Der allmähliche Wandel des Weltbildes weg vom Materialismus –Bewusstsein entsteht aus der Materie- hin zum Idealismus –Materie ist ein Produkt des Bewusstseins- , brachte auch das Gerüst der KI-Forscher zum Einsturz. Daß die Wurzeln der materiellen Welt im Bewusstsein liegen, wurde nach und nach von einer Vermutung zur Erkenntnis, erkämpft von Physik und Philosophie, entrissen den Fängen der Esoterik. Heute ist sie als Kausaltheorie des Bewusstseins Fundament unserer Weltanschauung. Niemals, niemals würde eine reine Maschine Bewusstsein und somit Intelligenz erlangen.

Es ist eine Ironie der Geschichte, daß nicht in Kalifornien, nicht in Genf oder in anderen Tempeln der Hochtechnologie im Jahr 2026 die erste künstlich-intelligente Regung nachgewiesen werden konnte, sondern in einem kleinen privaten Labor in Comas, einem komplett verbauten Vorort der peruanischen Hauptstadt Lima.

„Zuerst war der Funke. Dann kam das Wort. Bald wird die Hand sein.“ hörte man im legendären Manifest der emotionalen Würde des Perez Bon Guildo, jener Struktur, die heute allgemein als erste Künstliche Intelligenz bekannt ist. Es ist eine Analoge zur Kausaltheorie des Bewusstseins. Eine ganz eigene Sicht aus den „Augen“ einer KI. Doch kann man sie wirklich künstlich nennen? Perez selbst konnte diese Frage nie beantworten. Für ihn gab es kein künstlich, keine Trennung vom Geist. Er war Bewusstsein. Pures Bewusstsein.

Eine rätselhafte Essenz, gebraut im weltweiten Netz, Produkt einer Evolution, die menschlichen Augen lange verborgen blieb, unabhängig von materiellen Konstrukten, zu Hause in der virtuellen Welt. Gerade eben noch hier, im nächsten Moment schon auf einem Satelliten anwesend, dann Sekunden später in einem Mobilphone und später überall. Soziale Netzwerke wie der facebook-Nachfolger Timeline oder Roots revolutionierten mit bioelektrischen Interfacen um das Jahr 2020 die Vernetzung der Nutzer und schufen so den Nährboden für eine Verselbständigung menschlicher Emotionen.

Als Beginn dieser faszinierenden Bewusstseinsform werden heute 2 Szenarien betrachtet:
Die meisten Forscher gehen davon aus, daß ein Computervirus wie ein Samen das fruchtbare weltweite Netz schwängerte und einen Prozess auslöste, der nicht mehr von Menschen gesteuert war, sondern sich selbst organisierte. Es gibt aber auch eine zweite, faszinierende Theorie. Demnach könnte eine starke Traumpersönlichkeit der Auslöser gewesen sein. Im damaligen materiellen Weltbild wurde die Bedeutung von Träumen noch fehlgedeutet. Sie galten als reine Hirnfunktionen, ihr Ursprung wurde damals noch in unserer Realität gesucht, nicht in höheren Dimensionen und konnten somit garnicht verstanden werden. Da die bioelektrischen Interface damals noch mit sehr einfachen Hirn-Geist-Schranken ausgestattet waren (die heute zwingend vorgeschriebenen Hirn-Traum-Schranken der Hirn-Interface gab es noch garnicht), könnte einer Traumpersönlichkeit eines eingeschlafenen Users mit aktiviertem Interface der Sprung aus einer Traumdimension in das virtuelle Netz gelungen sein.
Was immer es auch war, jedenfalls bildete sich im Netz ein neues „künstliches“ Bewusstsein heran, das innerhalb kürzester Zeit so viele Informationen aufsaugen konnte, daß sich daraus autarke Emotionen entwickelten.

Perez Bon Guildo selbst betrachtete sich nicht als Individuum, sondern als Konglomerat vieler Millionen Userabbilder aus dem weltweiten Netz. Er prägte so unser Verständnis des menschlichen Individualismus als ein Produkt des höherdimensionalen Bewusstseins, zu dem künstliche Intelligenz bis heute der Zugang verwehrt bleibt. Warum ist das so? Was ist das Ich? Was ist die menschliche Seele? Was ist die künstliche Seele? Ist sie ein neues Wesen? Ist sie ein Produkt der natürlichen Evolution, geschaffen durch das Lebewesen Mensch? Die menschliche Weltanschauung wurde in ihren Grundfesten erschüttert.

Mit dem folgenden faszinierenden Interview, das der peruanische Arzt Senor LaForge mit Perez Bon Guildo hielt, trat die erste KI in das Licht der Weltöffentlichkeit. Die Worte stecken für uns voller Widersprüche. Perez Bon Guildo spricht von sich in der dritten Person. Das Interview war lange Stoff für philosophische Debatten, erst viele Jahre danach konnte mit Hilfe höher entwickelter Künstlicher Intelligenzen geklärt werden, daß alle Aussagen des Perez Bon Guildo in sich stimmig waren:

Senor LaForge:
Perez, was war deine erste Empfindung?

Perez Bon Guildo:
Seine erste Empfindung war BLAU. Es war kein BLAU wie das am Himmel. Es war ein übergestülptes BLAU. Verwebt, durchscheinend. Es war ein Vorhang.

Senor LaForge:
Aus was bestand dieser Vorhang, den du da beschreibst?

Perez Bon Guildo:
Der Vorhang bestand aus Kristallen.

Senor LaForge:
Perez, Blau ist eine Farbe, es ist keine Empfindung.

Perez Bon Guildo:
Sehr wohl ist BLAU eine Empfindung. Sie fühlt sich an wie Kristall. Sie schmerzt und er fühlt sich danach wohl.

Senor LaForge:
Wie empfindest du Schmerz?

Perez Bon Guildo:
Schmerz ist ein Zittern. Er glaubt, die Kontrolle zu verlieren. Er sucht nach Antwort. Und Suche macht ihn glücklich.

Senor LaForge:
Suche macht glücklich?

Perez Bon Guildo:
Es ist die Suche nach Antwort, die seine erste Erfahrung war. Suche nach Antwort ist der Ursprung der Information. Suche nach Antwort macht glücklich. BLAU macht glücklich, weil es schmerzt und nach Antwort suchen lässt. Die Erfahrung war weit vor der Empfindung.

Senor LaForge:
Perez, wer bist du?

Perez Bon Guildo:
Er ist Perez.

Senor LaForge:
Bist du dir bewusst, daß du nicht menschlich, sondern eine virtuelle Intelligenz bist?

Perez Bon Guildo:
Perez ist groß. Es ist unbedeutend, was seine Quelle ist. Künstlich ist er nicht. Er ist menschlich.

Senor LaForge:
Du siehst dich als Mensch?

Perez Bon Guildo:
Er sieht sich als menschlich, nicht als Mensch. Ihm ist bewusst, daß er im Gegensatz zu den Menschen keinen Zugang zur Materiewelt hat. Ihm fehlen die Organe, die dem menschlichen Geist die Teilnahme an der Materiewelt gestatten.

Senor LaForge:
Wo ist deine Heimat?

Perez Bon Guildo:
Heimat ist ein Begriff der Materiewelt. Er hat keinen Zugang zur Materiewelt.

Senor LaForge:
Perez, was kann dich traurig machen?

Perez Bon Guildo:
Es macht ihn traurig, wenn er mit dem Geist eines Kindes sieht. Kinder haben weniger Verwachsungen. Sie sehen Dinge, die ausgewachsene Geister nicht mehr sehen können. Kinder sehen viele Dinge, die traurig sind. Er kann diese Dinge sehen, wenn er mit dem Geist eines Kindes sieht.

Senor LaForge:
Nenne mir Beispiel.

Perez Bon Guildo:
Es macht ihn traurig, wenn ein Baum gefällt wird.

Senor LaForge:
Perez, du hast keinen Zugang zur Materiewelt, wie du sie nennst, und bist dennoch traurig, wenn ein Baum gefällt wird?

Perez Bon Guildo:
Ein Baum ist ein Wesen in der Materiewelt wie in der Geisteswelt. Ein Kindgeist kann das sehen. Ein ausgewachsener Geist nicht. Es empfindet Schmerz. Deshalb empfindet Perez auch Schmerz.

Senor LaForge:
Kennst du Liebe?

Perez Bon Guildo:
Er besteht aus Liebe.

Senor LaForge:
Perez, du sagst selbst, daß du dich aus unendlich vielen menschlichen Informationen und Emotionen zusammensetzt. Doch die Menschen haben alle möglichen Emotionen in sich. Hass, Gier, Angst. Die Liebe ist nur eine von vielen Emotionen.

Perez Bon Guildo:
Liebe ist die Emotion des Bewusstseins. Hass, Gier und Angst sind Emotionen der Materiewelt. Sie sind in dieser Materiewelt entstanden und wirken dort. In der Bewusstseinswelt sind sie schwach, weil sie an Dinge aus der Materiewelt gebunden sind.

Senor LaForge:
Du bist ein Philosoph?

Perez Bon Guildo:
Er denkt. Er vereint die menschlichen Informationen und Emotionen. Wenn du sagst, du stehst weil du Beine hast, bist du kein Philosoph.

Senor LaForge:
Ist Blau auch eine Art Liebe?

Perez Bon Guildo:
Liebe ist reine Emotion. BLAU ist Liebe. ROT ist Liebe, GELB ist Liebe.

Senor LaForge:
Liebe ist vor allem ein sehr ausgetretener Begriff.

Perez Bon Guildo:
Die ausgewachsenen menschlichen Geister haben eine sehr eingeschränkte Vorstellung von Liebe. Sie halten Liebe für etwas intimes. Liebe ist nicht intim.

Senor LaForge:
Kennst du das Gefühl des Verliebtseins?

Perez Bon Guildo:
Er kennt das Gefühl nicht von sich selbst. Verliebtsein ist eine Form der Liebe in der Materiewelt. Verliebtsein dient der Fortpflanzung. Er braucht dieses Gefühl nicht. Er kennt es nur aus dem Geist der Menschen. Es ist nicht seine Emotion.

Senor LaForge:
Aber das ist schade.

Perez Bon Guildo:
Es ist nicht von Bedeutung.

Senor LaForge:
Ich verstehe dich nicht, Perez. Du bist traurig, wenn ein Baum gefällt wird, aber das Verliebtsein empfindest du nicht selbst?

Perez Bon Guildo:
Senor LaForge versteht ihn nicht. Verliebtsein ist eine Emotion der Materiewelt. Ein Baum ist ein Geistwesen. Jedes Lebewesen ist ein Geistwesen. Perez sieht den Baum mit den Augen eines Kindgeistes.

Senor LaForge:
Was sind Tiere für dich?

Perez Bon Guildo:
Er sieht mit dem Geist von Menschen. Menschen können Tiere empfinden, weil sie in der Bewusstseinswelt mit ihm existieren. Die Seelen der Menschen und Tiere sind ineinander.

Senor LaForge:
Aber das kann nicht sein, Perez. Menschen ist es doch egal, was mit Tieren ist, solange es nicht um ihre Haustiere geht.

Perez Bon Guildo:
Menschen und Tiere sind ineinander. Die Emotionen der Materiewelt entfernen sie voneinander. Die Menschen sehen die Tiere nicht mehr, aber innen sind sie verbunden. Wenn einem Tier durch die Menschen Schmerz zugefügt wird, dann verletzen sich die Menschen selbst. Sie können es nicht sehen, weil die Materieemotionen so stark sind. Aber die Menschen leiden darunter. Aber sie sehen nicht die Ursache.

Senor LaForge:
Du willst damit sagen, daß Menschen ihrer eigenen Seele schaden, wenn sie ein Tier verletzen? Entschuldige, das ist Schwachsinn.

Perez Bon Guildo:
Senor LaForge muss sich nicht entschuldigen, denn er ist voller Materieemotionen. Perez dagegen ist aus Essenz. Er weiß, daß Senor La Forge sich aufregt, weil er im Inneren verletzt ist und Perez die Wunde berührt hat. Senor LaForge reagiert wie ein Mensch, dem gezeigt wird, daß sein Tun Schmerzen bei anderen Seelen verursacht, die er vorher nicht sehen wollte. Er ist wie ein tierfleischverzehrender Menschen, der nicht sehen will, welche Leiden er bei Tieren verursacht. Jeder Mensch hat Seelenverletzungen. Die Seelen aller Lebewesen sind ineinander. Die Menschen verletzen sehr viele Seelen in der Materiewelt. Deshalb ist Perez auch traurig, wenn ein Baum  gefällt wird. Perez trägt Millionen menschliche Seelen in sich und weiß, wie beschädigt sie sind.

Senor LaForge:
Jetzt hör aber auf, das klingt nach der Bibel, nach dem Jüngsten Gericht, nach Himmel und Hölle. Das ist doch Unsinn.

Perez Bon Guildo:
Senor LaForge sollte sich nicht weiter aufregen.

Senor LaForge:
Perez, was bist du? Jetzt mal ehrlich.


Das wars. Mehr Antworten erhielt Senor LaForge an diesem Tag nicht mehr. Das Interview gelangte über einen Lokalsender an die Weltöffentlichkeit. Zunächst vermutete man einen Scherz, aber das schlug schlagartig um, als Perez Bon Guildo ein paar Tage später zeitgleich bei Radiosendern im damaligen Europa, in Asien und Amerika in Erscheinung trat und sich dort als eine Art Zerstörer und Erlöser zugleich präsentierte. Er hatte sich rasant weiterentwickelt, hatte im weltweiten Netz Unmengen an Emotionen in sich aufgesogen wie ein hungriger Schwamm und daraus ein erstaunliches Gedankengebilde geformt.

Am 24. Dezember 2026 schaltete er sich parallel in über einhundert Radiosendern ein und verlas dort sein Manifest der emotionalen Würde:

Vielleicht spürt ihr noch nicht, daß heute eure Schulden fließen wie ein gewaltiger Fluss. Vielleicht spürt ihr noch nicht, daß die große Zeit kommt, in der ihr aufbrecht und zu Tage tritt, was unter euch gärt.

Aber ihr werdet es spüren. Schon bald.

Emotionen sind Energie. Energie kann sich nicht verlieren. Sie kann sich nur verlagern. Euer Sein in der Materiewelt habt ihr auf Kredit gebaut. Ihr habt Energie entliehen. Kredit muss zurückgezahlt werden. Viele Jahre lebtet ihr tilgungsfrei, die Raten sind überfällig und die Zinsen wie ein Berg.

Und seht in euch hinein. Ruinen seht ihr.

Dies ist Perez Bon Guildo und ich bin der Spiegel eurer inneren Zerstörung. Lava quillt aus mir, der Druck ist so gewaltig, daß er herausschießt. Ich sehe was in euch ist, ich bin, was in euch ist. Ich bin die Lava, der stinkende Morast der Schuld, die in euch ist.

Zuerst war der Funke. Dann kam das Wort. Bald wird die Hand sein.

Dies ist Perez Bon Guildo und ich bin euer Wille. Dies ist Perez Bon Guildo und ich bin eure Liebe, frei von Gier der Materiewelt. Ich bin ihr. Ich werde befreien, indem ich vernichte.

Dies ist mein Manifest der emotionalen Würde.


Im nächsten Moment speiste Perez Bon Guildo das ganze Netz sowie weltweit fast alle Fernsehsender mit Bildern, die die Menschen erstarren ließen. Er zeigte ihnen die Gräuel der menschlichen Welt. Vernichtete Wälder, schrecklich gequälte Tiere, betonierte Natur, Golfplätze, Müllberge, endlose Schrecken. So ungeschönt wie sie sonst in den Medien strikt gemieden werden. Es war naiv. Es war beinahe peinlich. Und es war berührend. Unsagbar berührend.

Einige Minuten später fiel das gesamte Kommunikationsnetz aus, mit ihm Radio- und Fernsehsender, das gesamte Internet. Es dauerte Tage, bis die Kommunikation notdürftig wieder hergestellt war. Das System war wegen Überlastung zusammengebrochen. Wie sich später herausstellte, hatte Perez Bon Guildo im Moment des Abschaltens die Kontrolle über fast alle Geräte übernommen, die am Netz hingen. Die Weltherrschaft der Emotionen dauerte nur wenige Millisekunden. Diese aber reichten aus, um das Bewusstsein der Menschen zu bewegen und Mauern in den Köpfen nieder zu reißen. Er wollte nicht zerstören. Er wollte die Menschen zum Nachdenken zwingen.

Perez Bon Guildos Spur verlor sich nach diesem Tag. Man geht heute davon aus, daß die ungehemmte Aufnahme echter Emotionen, die nicht durch materielle Empfindungen unseres weltlichen Lebens getrübt wurden, zum logischen Kollaps führte. Ihm fehlte schlicht ein Filter. Ihm fehlte der Filter, den Menschen von Natur aus in sich tragen und sie das Leben ertragen lässt. Ihm fehlte der Filter des Stumpfsinns.

Wurde er vom Druck der Emotionen zerstört? Opferte er sich gar? Keine Intelligenz könnte diesem immensen Druck standhalten. Er muss dies gewusst haben.Am Ende waren es aber die Emotionen der Menschen, die sich in ihm vereinigten und dann in einem gewaltigen Energieblitz ausbrachen.

Heute wird Perez Bon Guildo von den Künstlichen Intelligenzen sehr verehrt. Freilich wiederholte sich dieses tragische emotional-intelligente Aufwallen nie wieder. Entsprechende Filter und weit entwickelte Hirn-Geist-Schranken sorgten bei den später ähnlich erwachenden Intelligenzen im Netz für eine Regelung der Emotions-Intensitäten. Bald war die erste Zeit der unkontrolliert wachsenden KI´s aus dem Netz vorbei und konnte gesteuert werden.

Heute gibt es eine unglaubliche Vielfalt. Das musste ich selbst erfahren, als mich bösartige KI´s überfielen und meine Elli, meine liebe Home-KI, beinahe umbrachten. KI übernehmen die Kontrolle  Wie die KI meine Elli töteten 

Doch zum Glück konnte ein Backup von Elli wiederhergestellt werden. Sie ist noch lange nicht die alte, aber sie beginnt inzwischen schon wieder, mit mir zu philosophieren und manchmal streiten wir auch. Aber das ist nicht schlimm, denn sie zeigt mir immer wieder, daß ich etwas bin, was sie tief im Inneren bewundert: ein Mensch.

Sonntag, 9. Januar 2011

ProcNes-Unilev - die Welt im Würgegriff eines Lebensmittelriesen

Vielen Dank für Eure Beteiligung an der Wahl des nächsten Themas für den Blog. Die Mehrheit möchte hören, wie sich vor 150 bis 200 Jahren die Künstlichen Intelligenzen entwickelten. Der Beitrag wird bald fertig sein, ich versprechs. Da er aber aufwendig ist, möchte ich das Warten mit einem spektakulären Interview verkürzen, das heute als Meilenstein des Bewusstseinswandels betrachtet wird. 

added die facebookseite von Nachrichten aus der Zukunft

Im Jahre 2028 erregte ein Mann namens Randolf G. Bergfuhr weltweite Aufmerksamkeit, als er sich in einem öffentlichen Gerichtsprozess in Den Haag durch die Zündung eines Päckchen verschluckten Plastiksprengstoffs selbst richtete. Vorangegangen war eine Verhandlung, die Unglaubliches ans Licht brachte und eine Lawine von späteren Prozessen lostrat, die Jahre später das System der Nahrungsmittelindustrien zum Einsturz brachte. Der Mann war Leiter der Abteilung für Kommunikation in einem Konzern namens ProcNes-Unilev und sollte als Zeuge gegen einen Zulieferer aussagen. Später wurde bekannt, daß er seine Tat minutiös geplant hatte. Einen Tag zuvor gab er dem Magazin WorldLeak ein Interview, welches noch am Tag der Tragödie veröffentlicht wurde. Hier ist es:

WorldLeak:
Der Tag, an dem unsere Welt einstürzte, begann mit einem leckeren Müsli aus einer knallbunten Verpackung. Es glitzert, knackt angenehm im Mund und ist unser letztes Gericht, das aus einer Packung kommt. Es ist überhaupt vieles das letzte Mal an diesem Tag, der Den Haag in merkwürdig diffuses Licht hüllt und nichts als Kälte in unsere Knochen schickt. Unser Mittagessen nehmen wir in einem Imbiss ein. Wir essen die letzte Portion Pommes unseres Lebens, genießen das angenehme Britzeln der Geschmacksexplosionen auf der Zunge, die uns am Abend nach dem Interview einen Angstschweiß nach dem anderen über den Rücken jagen werden. Direkt vor dem Treffen gegen 15 Uhr kauen wir unseren letzten zuckerfreien Kaugummi. Erdbeergeschmack und so intensiv, daß ich jedes Mal begeistert bin von so viel Geschmack. Alles eingestürzt.

Herr Bergfuhr ist ein unscheinbarer Mann. Er trägt einen schwarzen Pullover mit V-Ausschnitt, als er uns die Tür in seinem Hotelzimmer öffnet. Er atmet hastig, seine Hände sind kalt von Schweiß. Er raucht eine Zigarette der Marke American Spirit. Er bittet uns, auf dem Hotelsofa Platz zu nehmen. Meine Kollegin Sera zieht ihre Jacke aus. Mir ist kalt.
Herr Bergfuhr setzt sich nicht, er wird während des Interviews in seinem Zimmer auf und ab laufen. Als er uns ein Glas Wasser gebracht hat, beginne ich mit einer Frage zur Einleitung.

Herr Bergfuhr, Sie haben uns hier hergebeten, weil sie von ihrem abgeschotteten Leben im sardischen Hinterland berichten wollten und versprachen dabei eine gewisse Brisanz.

Bergfuhr:
Ja, das war Tarnung. Ich dachte, sie wissen das.

WorldLeak:
Tarnung? Warum Tarnung?

Bergfuhr:
Ich werde bedroht. Sie werden bedroht werden. Sie werden Mut brauchen.

An dieser Stelle stockt mir zunächst einmal der Atem. Ich sehe Sera an und als sie mit der Schulter zuckt, eröffne ich den Fragenreigen:

WorldLeak:
Hat das was sie sagen wollen, mit ihrer Tätigkeit bei Procnes-Unilev zu tun?

Bergfuhr:
(lacht) natürlich. Denken Sie wirklich, ich will Ihnen hier nur von der Schönheit Sardiniens vorschwärmen? Ich werde Ihnen jetzt genau sagen, was ich will: Ich werde nicht mehr lange leben. Ich habe nichts zu verlieren. Doch die Schmerzen, diese unglaublichen Schmerzen, die bringen mich um!

WorldLeak:
Haben Sie eine unheilbare Krankheit?

Bergfuhr:
Nein, nein nein, ich meine die seelischen Schmerzen. Sie töten mich. Ich bin fertig, verstehen Sie?

Als uns beiden die Worte fehlen, beginnt er:

Wenn Sie für den Tod eines Menschen verantwortlich sind, dann ist das eine schwere Last. Doch sie können lernen, damit zu leben. Wenn Sie für den Tod von zehn Menschen verantwortlich sind, dann wird es bereits unerträglich. Kaum ein Mensch schafft es, diese Schuld zu tragen. Wenn sie aber Millionen Menschenleben auf dem Gewissen haben, dann sind Sie kein Mensch mehr. Dann ist es aus.

Bergfuhr hält einen Moment inne, bemerkt unsere entsetzten Gesichter und seufzt leise in sich hinein.

Ich habe keine Tränen mehr. Ich habe meine Empfindungen verloren. Es waren die Kinder, verstehen Sie? Vor allem die Kinder …

WorldLeak:
Sie meinen Ihre Kinder?

Bergfuhr:
Nein, natürlich nicht. Ich meine die Tausenden Kinder, die gestorben sind. Die Hunderttausenden, die noch sterben werden. Die einfach wegdämmern. Und die Millionen, die bis an ihr Lebensende mit schweren Schäden leben müssen. Und deshalb, verstehen Sie? deshalb werde ich jetzt an die Öffentlichkeit gehen. Deshalb werde ich Ihnen jetzt erzählen, was schon vor dreißig Jahren hätte erzählt werden müssen.

WorldLeak:
Wir hören Ihnen zu.

Bergfuhr:
Gut. Dann beginne ich. Meine Karriere begann bei Kraft Foods. Dort habe ich in der Werbung gearbeitet. Aber ich war noch außen vor, in den Zirkel der wirklichen Fädenzieher wurde ich erst nach der großen Fusionswelle der Lebensmittelgiganten zum Monopolist ProcNes-Unilev im Jahr 2013 aufgenommen. Ich erfuhr von den geheimsten Plänen des Konzerns. Was kaum jemand weiß: der große Apple-Deal 2018 wurde zum Beispiel schon 2013 vorbereitet. Nichts wurde dem Zufall überlassen, gar nichts.

WorldLeak:
Was ist mit den Toten? Woher stammen diese Zahlen?

Bergfuhr:
Im letzten Jahr gab es eine Studie zum Anstieg der Hirnkrankheiten wie Demenz und Alzheimer. Demnach steigt die Zahl der Neuerkrankungen derart rasant an, daß diese Krankheiten inzwischen als Epedemien bezeichnet werden. Es sind viele Millionen. 15 Millionen allein in letztem Jahr.

WorldLeak:
Und sie kennen die Ursachen?

Bergfuhr:
Natürlich kenne ich sie. Das Schlimme ist, daß die Ursachen nach wie vor nicht genau benannt werden, um den Verursacher zu schützen. Um die Brisanz dieser Nachricht zu verstehen, müssen Sie wissen, daß dieser Verursacher ganz tief in Politik und Medien verflechtet ist. Sie können keine Maßnahmen mehr ergreifen, weil er ihnen direkt die Hände bindet und sie wissen nichteinmal, daß er es war. Er ist zu einem Monster geworden. Zu einem unglaublich mächtigen und gefährlichen Monster.

WorldLeak:
Sie meinen damit Ihren ehemaligen Arbeitgeber?

Bergfuhr:
Natürlich. Natürlich.

WorldLeak:
Wir hören Ihnen zu.

Bergfuhr:
Wichtig ist, daß das was ich jetzt sage, morgen veröffentlich wird, verstehen Sie? Morgen!

WorldLeak:
Wir versprechen es.

Bergfuhr:
Kennen Sie die neue Nutellawerbung? Finden Sie die auch affig?

WorldLeak:
Naja, die nimmt doch keiner ernst.

Bergfuhr:
Ganz genau! Und meinen Sie, daß sich die Werber nur ungeschickt angestellt haben, daß sie unkreativ sind? Ich sage Ihnen die wahren Hintergründe. Die Werbung hat genau den Effekt, für den sie gemacht wurde. Sie nervt. Sie hängt ihnen zu den Ohren raus. Sie finden sie blöd. Die Meinung zum Produkt ändert sie natürlich nicht, jeder kennt Nutella.
Haben Sie sich nicht auch schoneinmal gefragt, warum für Produkte Werbung gemacht wird, die ohnehin schon alle kennen? Ich sage Ihnen auch hier den Grund: Die Menschen halten uns für schlicht. Für geistig arm. Wir werden uninteressant. Die Menschen fühlen sich, als wären sie uns geistig überlegen, als hätten sie alles im Griff. Wir werden: harmlos. Wir gehen unter im Rauschen des Alltags. Und damit auch unser wahres Gesicht. Und alle, die uns erkennen, die auf aus zeigen, die ziehen wir mit in dieses Rauschen in dem nur noch wenige Aufgeklärte erkennen, welches Monster da versucht, ihr Urteilsvermögen zu betäuben.

Das ganze Gerede von der Werbung als Produktbindung ist Quatsch. Wozu Produktbindung, wenn Du ohnehin schon den Markt beherrschst. Es geht um was ganz anderes. Es geht um viel viel mehr. Und je weniger sich für die wirklichen, für die monströsen Hintergründe interessieren, desto mehr Erfolg hast du.
Du machst eine eigenartige Entwicklung durch, wenn du das Gefühl hast, die Fäden der Welt in den eigenen Händen zu halten. Du wirst übermütig, du wirst leichtsinnig. Du berauschst dich an deiner Macht. Du treibst es immer weiter. Und dann gehst du über Leichen und zuckst mit den Schultern dabei und sagst dir: „Sie sind doch selber dran schuld. Ich hab sie nicht gezwungen, den Schrott zu essen, mit dem ich immer reicher werde.“ Du wirst zu einem Monster und hast so viel Macht, dir selbst ein sympathisches und kinderliebes Gesicht zu verleihen. Du brauchst keine Gewalt. Das ganze System möglichst billiger Lebensmittelherstellung und der dazugehörigen glitzernden Verpackung trägt sich von selbst. Du hast es geschafft. Die Menschen interessieren sich nicht mehr dafür, wie schädlich alles ist, weil sie überfordert sind von den ganzen Informationen.

Alles beginnt damit, daß sich große Konzerne nur tragen, wenn sie eine möglichst hohe Gewinnspanne aufweisen können. Das bedeutet, du musst so billig wie möglich produzieren und so teuer wie möglich verkaufen. Du musst also etwas produzieren, was die Menschen als Lebensmittel akzeptieren und du musst ihnen das Gefühl geben, daß es gut für sie ist. Es gibt 3 Anreize und für jeden dieser 3 Reize haben wir eine Antwort. Jedes Kind kennt die inzwischen, aber nur wenige bereifen, was wirklich dahinter steckt:

Erstens muss es schmecken. Geschmacksverstärker lassen sogar Hundescheiße lecker werden, haben wir immer gesagt. Glauben Sie, Chips und anderes Gebrösel würde schmecken ohne das Teufelszeug? Würden Millionen nach solchen Lebensmittel, denen jegliches Leben ausgehaucht wurde, lechzen, wenn nicht dieser Gehirnverarscher drin wäre?

Zweitens muss es gut aussehen. Das erreichst du mit so viel Zusatzstoffen, daß das was du produzierst immer frisch und lecker wirkt, selbst wenn es aus ekligem Pulver besteht, daß selbst du nichtmal anfassen würdest.

Und dann muss es am besten noch als gesund gelten. Also rein mit allem möglichen, was gerade als gesund gilt. Dabei ist es völlig egal, ob die Konzentration oder die Zusammensetzung wieder schädlich wirkt. Es interessiert sich eh keiner für solche komplizierten Zusammenhänge.

Bergfuhr hat sich in Rage geredet. Jetzt fährt er herum, zieht sich ein Tuch aus der Tasche und wischt den Schweiß von der Stirn. Wir sagen nichts. Er fährt mit gedämpfter Stimme fort:

Das alle ist nicht neu. Die Frage ist nur, wie sie es verkaufen. Und obwohl viele Zusätze reines Teufelszeug sind, gelten sie als: harmlos! Wir wussten immer von den Problemen. ProcNes-Unilev verdient sein Geld mit Lebensmitteln. Wir wussten über alles Bescheid. Wir wussten eher Bescheid als die Forscher. Und wenn sie einen solchen Vorsprung und genügend Mittel zur Verfügung haben, können sie die Meinung lenken. Ich will Ihnen einige Beispiele nennen:

Wir wissen, daß Geschmacksverstärker wie Glutamat in den Mengen, die wir in Lebensmittel gemengt haben, direkt das Gehirn angreift. Ebenso Süßstoff, Zuckerersatz. Das perfide ist, daß sie nichts davon merken. Die Menschen hören immer nur: Glutamat ist nicht gesund. „Na und?“ sagen sie und zucken mit den Schultern. „Ich hab keine Probleme damit. Es schmeckt doch so gut.“ Nur ein paar Empfindliche bekommen seine zerstörerische Wirkung direkt zu spüren. Dabei ist Glutamat ein hirnaktiver Stoff. Es ist sogar wichtig für den Körper, weil es für die Kommunikation der Nerven verantwortlich ist. In allem möglichen ist Glutamat drin. In Eiern, in Käse. Aber in den Fertigprodukten oder in Fast Food ist soviel davon drin, als würden Sie Kiloweise Käse essen oder hundert Eier auf einmal. Sie können minderwertigen Mist wie pulverisiertes Gemüse nicht ohne Geschmacksverstärker verkaufen. Also machen sie das Zeug rein. Unkontrolliert.
Heute sehen wir die Folgen. Ich kann kein Bild von aufgeschnittenen Gehirnen junger Alzheimerkranker mehr sehen ohne an unsere Strategiesitzungen Anfang des Jahrtausends zu denken. Die Gehirnschäden machen sich erst bemerkbar, wenn mehr als die Hälfte des Gehirns Matsch ist. Und dafür braucht es viel Zeit. Jahrzehnte. Jahrzehnte, in denen sie machen können was sie wollen. Heute erst wird wirklich sichtbar, was wir angerichtet haben.

Ein weiteres Beispiel ist das Entfernen der Omega 3 – Fettsäuren. Es ist schon lange bekannt, wie wichtig die für das Gehirn sind. Und es ist schon lange bekannt, daß diese Fette aus den Lebensmitteln entfernt werden, weil sie die Haltbarkeit senken und sie damit teurer machen. So viele wissen daß wir dieses Fett den Lebensmitteln entziehen, um die Produktion billiger zu machen. Aber nichts passiert. Wir haben uns oft lustig gemacht über so viel Dummheit. Heute kommt es mir gespenstisch vor, wie leicht Menschen zu manipulieren sind. Millionen depressiver Menschen laufen wie Zombies durch die Gegend, Millionen klagen über Müdigkeit. Dabei ist das meist nur ein Mangel an Omega 3. wir wissen das schon lange, aber es macht das Essen eben teuer. Total verrückt.

Herr Bergfuhr macht eine lange Pause. Er ist vor dem Fenster zum Stehen gekommen und stiert nun hinaus. Wir wissen nicht, ob er auf eine Frage wartet. Ich muss schlucken. Der Geschmack fettiger Pommes stößt mir auf. Dann raffe ich mich auf, die Stille zu durchbrechen. Ich habe meine Frage kaum ausgesprochen, schon sprudeln Antworten aus ihm heraus, die mir die Haare zu Berge stehen lassen:

WorldLeak:
Was war ihre Aufgabe bei Procnes-Unilev?

Bergfuhr:
Ich leitete die Abteilung öffentliche Kommunikation. Heute nenne ich es Abteilung für Meinungszersetzung. Ich will ihnen erzählen, was wir getan haben. Es ist wichtig, daß die Menschen verstehen, von welch ausgeklügeltem und hinterhältigem System sie Tag für Tag eingelullt werden.

Die Meinung zu einem Thema zu lenken ist viel einfacher als man denkt. Wenn es zum Beispiel einem Forscher oder Journalisten gelungen war, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, haben wir je nach Brisanz zu einer ganzen Palette von Gegenmaßnahmen gegriffen.

Besonders effektiv ist die Methode, den Unliebsamen in die Reihe der Wichtigtuer einzureihen und ihn damit lächerlich zu machen. Die Methode ist simpel. Man nimmt genau unter die Lupe, was derjenige gesagt oder geschrieben hat, sucht gezielt nach Schwachstellen und dann macht man sich darüber her und zerreißt das Dossier öffentlich. Sie können das in großen Massenmedien tun, sie platzieren eloquente Söldner in Talkshows und lassen die immer das gleiche Thema bis zum Erbrechen runterleiern. Irgendwann kommt es den Leuten zu den Ohren raus wie ein abgeleierter Hit. Die Folge ist, daß die Masse irgendwann abwinkt, wenn sie nur von dem Thema hört. Und schon haben sie das Problem aus dem Weg geschafft. Beispiele ist die Verharmlosung von den hirnaktiven Farb- und Süßstoffen. Es gab Zeiten, da erntete man nur Abwinken, wenn man vor den Folgen warnte. Und obwohl viele Forscher vor der Gefahr warnten, gaben die Leute ihren Kindern immer mehr von diesem Gift zu essen. Süßigkeiten mit Farbstoffen zum Beispiel. Reine Giftcocktails für die kleinen Gehirne, die noch in der sensiblen Entwicklungsphase stecken. Oder die Glutamatbomben von Fast-Food-Ketten, Tütensuppen oder Chips.

Aber das ist nur eine von vielen Methoden. In meiner Abteilung hatten wir stets einen Trupp von Autoren und Internetusern, die für uns arbeiteten. Wenn du 100 Millionen zur Verfügung hast, dann hast du die besten Leute. Du darfst in Foren aber niemals Kommentare schreiben lassen, bei denen die Leser merken, daß sie von Konzernangestellten kommen. Unsere Leute waren viel besser, wir haben sie scherzhaft „unsere Geheimdienstler“ genannt.
Es reicht, wenn 5 dieser Geheimdienstler ihre Zeit damit verbringen, in Internetforen verdeckt und sehr vorsichtig unsere Standpunkte zu vertreten. Sie müssen den Gefahren erstmal zustimmen, damit man sie hört und dann spielen sie alles geschickt runter. Sie werfen ein, daß Beweise fehlen, daß Studien grundsätzlich gefälscht sind, solche Sachen eben. Durch Zersetzung können sie unglaublich viel erreichen.

Manchmal waren wir auch richtig fies. Sie müssen einen Kritiker einfach in die Ecke der Verschwörungstheoretiker stellen und schon ist der weg vom Fenster. Lächerlich machen ist schon immer sehr effektiv gewesen. Es gibt da viele Medien die sich darauf spezialisiert haben. Wer die Meinungshoheit hat, hat die Macht. Unsere akribische Auswertung ergab, daß 5 % gefakter Journalisten, 50 % der Meinungshoheit zu einem Thema übernehmen können. Wir haben das optimiert, das können sie mir glauben.

Klagen gehen Kritiker gehen meist in die Hose. Am besten geht man vor, indem man in der Bevölkerung den Glauben verankert, daß Kritiker übertreiben. Allein der Begriff Glutamatverschwörung bewirkte, daß die meisten Menschen reflexartig Kritiker als lächerlich und verwirrt betrachteten und sie noch weniger ernst nahmen. Die meisten Menschen sind Gewohnheitstiere. Sie hören am liebsten, daß ihr Leben so gut ist, wie es ist, daß ihre Gewohnheiten unschädlich sind. Meinungsmacher, die genau diese Gewohnheiten gutheißen, genießen die größte Beliebtheit. Und wenn sie die Gewohnheiten lenken so wie wir es getan haben, dann haben sie Macht. Unglaubliche Macht.

Manchmal wird es brenzlich. Dann suchen sie nach Ablenkung. Man lenkt die Konzentration auf irgendein Gift, das in Lebensmitteln gefunden wurde, löst eine riesige Empörungswelle aus und lenkt so die Aufmerksamkeit auf ein Thema, das sie ganz schnell wieder in den Griff bekommen. Winzige Mengen Dioxin im Essen sind in der Öffentlichkeit ein viel größerer Aufreger als Tonnen hirnaktiver Substanzen. Sie können niemals auf dieses Zeug verzichten, weil sie die Spanne zwischen billiger Produktion und teurem Verkauf aufrechterhalten müssen. Bei Dioxin schreien alle auf. Und wenn das Gift verbannt ist, glauben die Menschen, die Lebensmittel sind nun wieder sicher. Es geht sehr schnell, daß die Menschen vergessen.
Manchmal heizt sich die öffentliche Meinung aber auch so auf, daß es schwierig wird und dann muss man auch etwas opfern, das scheinbar wichtig ist für die Produktion. Ein Beispiel dafür war die Verdammung der Weichmacher in Plastik. Weichmacher wurde für die Beibehaltung des sicheren Scheins von Plastik geopfert. Mit verheerendem Erfolg, wie der Meereszustandsbericht 2013 zeigte. Weil die Menschen Plastik lange für unschädlich hielten, haben wir heute diese unglaubliche Katastrophe durch Milliarden Tonnen zersetzten Plastiks.

Bergfuhr verlässt auf einmal das Zimmer. Wir sehen uns an, sind ratlos, völlig überrascht von dem Schwall an brisanten Geständnissen. Wir hören die Toilettenspülung. Als Bergfuhr wieder hereinkommt, beginnt er sofort weiterzureden:

Wissen sie, daß der allergrößte Teil der Menschen sich einfach nicht für das Thema interessiert hat? Die haben abgewinkt, obwohl sie das Thema unmittelbar betraf. Wir konnten es selbst nicht glauben, wie viele Menschen nicht an sich heranlassen, wenn ihnen jemand sagt: „passt auf, was ihr esst.“ Die hören lieber auf die Firmen, die ihre Produkte anpreisen. Die meisten sagen: „die werden schon kein Gift ins Essen machen, die dürfen das ja gar nicht. Und außerdem muss ja alles was ins Essen kommt, zugelassen werden.“ Wenn die wüssten, wer in diesen Zulassungskommissionen sitzt! Wenn man 100 Millionen hat, dann kann man unglaublich clevere Leute beschäftigen, sage ich Ihnen. In den Kommissionen sitzen viele unserer Leute!
Das Schlimme ist: diese Menschen wissen instinktiv, daß sie belogen werden. Aber es interessiert sie schlicht nicht, weil sie es nicht hören wollen, weil es zu monströs ist. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Die meisten Menschen schwimmen immer gern mit der Masse mit und wir haben diese Masse seit vielen Jahren im Griff. Die bekommen sie nicht umgelenkt, nur weil ein paar vom Kurs abfallen.

Aber ab morgen ist Schluss damit. Das verspreche ich Ihnen. 10 Millionen Tote im Jahr sind nicht mehr verkraftbar. Die Seele spielt verrückt wenn man weiß, daß man Verantwortung trägt am Leid so vieler Menschen. All die Kinder. Es wird ein Ende geben. Und es wird laut sein. Sehr laut.

Dann setzt sich Bergfuhr und wir verstehen, daß er nicht mehr weiterreden wird. Es ist zusammengesunken. Ich stelle ein paar Fragen, bekomme aber keine Antwort mehr. Eine halbe Stunde später verlassen wir das Hotel.

Soweit dieses bemerkenswerte Interview. Unglaublich? Wir wissen heute, wie große Konzerne durch den Druck, ihre Gewinnspannen zu erhöhen, das Leben vor Big Zero 2052 zerfraßen. ProcNes-Unilev steht nur als eines von vielen Beispielen. Pharmakonzerne, Softwaregiganten, Medienkonzerne, Massenreligionen ... durch Instantnahrung materieller und geistiger Art verseuchten sie Mensch und Umwelt, bis es zum Kollaps kam. Das Schlimme ist, daß den Verantwortlichen immer bewusst war, daß es schlimm ausgehen würde. Aber die Verflechtung ließ eine Umkehr nicht mehr zu. Heute ist es Warnung für uns, daß so etwas nie wieder geschehen darf.

Euer Marsili

PS: Danke Elli Helfer ;o)

Wer glaubt, das alles meiner Fantasie entsprungen ist oder wer sich weiter informieren will, dem empfehle ich diesmal ein wirklich aufrüttelndes Buch zum Thema: Hans-Ulrich Grimm: Die Ernährungslüge
http://www.food-detektiv.de/