Sonntag, 21. November 2010

2052 – Fragmente einer berührenden Rede der Apoll vor den Trümmern des Petersdoms

Hallo liebe Freunde. Ich bin bei meiner Recherche zum damals ausgebliebenen Weltuntergang im Jahr 2012 auf Fragmente einer aufgezeichneten Rede der legendären Silvia Worst gestoßen (Worst wurde später von allen nur noch Apoll genannt), welche sie im Jahr 2052 Tage nach Big Zero vor den Trümmern des Petersdoms gehalten hat. Diese flammend vorgetragenen Worte haben mich so sehr berührt, dass ich sie Euch direkt einmal hier einstelle:

„ … Heute kämpfen wir um unser Überleben. Aber haben wir uns je gefragt: sind wir es überhaupt wert, zu überleben? Über Jahrhunderte haben wir Sünden begangen. Doch statt die großen Fragen zu lösen, haben wir die Folgen der Sünden immer nur an die nächsten Generationen weitergegeben. Solange es nicht wehtat, haben wir uns zurückgelehnt und die schmerzenden Konsequenzen eines eigenen Wandels aufgeschoben. Stattdessen haben wir versucht, die Welt zu unserem Nutzen zu wandeln. Das jedoch ... ist gescheitert.“

Dann langes Schweigen. Im Hintergrund hört man ein paar Vögel kreischen, von den Menschenmassen, die auf dem Petersplatz standen, nichts zu hören. Dann fährt Apoll fort:

„Als wir gegen Ende des letzten Jahrtausends endlich aufgewacht sind, war es zu spät. Wir haben den Zug verpasst. Deshalb stehen wir heute vor den Trümmern unserer Selbstherrlichkeit. …“

Dann bricht die Aufzeichnung leider ab. Ich bin vor einigen Jahren in einem alten Buch zu Big Zero von Ende des 21. Jahrhunderts auf Worte gestoßen, die der großen Apoll zugeschrieben werden. Ich kann mir nicht helfen, irgendwie passen die zu der Rede vorm Petersdom. Ich stelle mir vor, wie sie die Faust in die Höhe reckt – so wie auf dem berühmten Big Zero - Denkmal in Olbia – und die Massen mit ihrer aufbrausenden Stimme mitreißt. Ein seltsames Kribbeln geht in meinem Magen um, wenn ich daran denke, dass die von mir entdeckten Aufzeichnungen im Zusammenhang damit stehen könnten:

„Beenden wir die Epoche des Strebens nach Macht und Reichtum! Beenden wir den Glauben daran, dass wir uns von Sünden nicht auch befreien können! Beenden wir den Krieg gegen uns selbst und gegen das Leben. Brechen wir auf in eine Zukunft, die allen gehört.“

Wenn ich diese Worte lese, läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken. Und wenn ich in die Welt 150 Jahre nach Big Zero sehe, dann frage ich mich: wie konnten wir diese Mahnung nur so schnell wieder vergessen? Wenn Worte doch Macht hätten … 

Was denkt ihr? Sind wir es überhaupt wert, so zu leben wie wir es tun? Und wenn nicht, was müssten wir tun, um uns das Leben wie wir es führen, zu verdienen?

Euer heute nachdenklicher Marsili

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