Sonntag, 12. Dezember 2010

Als die Erde in den Köpfen der Menschen noch eine Scheibe war.

Liebe Freunde, könnt Ihr Euch vorstellen, dass es eine Zeit gab, in der die Menschen daran glaubten, dass ihre Ahnen glaubten, die Erde sei eine Scheibe? Es gab diese Zeit und wir schütteln heute nur den Kopf über so viel Unwissen und Aberglauben.

Ich habe einmal ein paar Artikel aus alten Portalen zusammengestellt, die dieses Thema behandeln und wie der Glaube an die Erdscheibe schließlich zur Einführung des Hammondfaktors zur Bewertung geschichtlicher Ereignisse führte. Aber zuvor für alle, die sich fragen, was aus Elli geworden ist, eine gute Nachricht: der Klon aus alten Datenresten ist gelungen! Aber Elli ist nicht die, die sie zuletzt war. Sie wirkt wie eine Elli wie vor Jahren. Irgendwie eine spannende Zeit, denn wir diskutieren derzeit viel über Dinge, über die ich mit der alten Elli nicht mehr reden konnte. Zum Beispiel über Sinn und Unsinn von KI-Nachten.

Aber nun zum Thema Erdscheibe.

Im Jahr 2164 wurde der 100. Jahrestag des Hammondfaktors zur Bewertung geschichtlicher Ereignisse gefeiert. Dazu ein Artikel.

HistoryBen vom 24 April 2164:

Als die Erde im 19.Jahrhundert in den Köpfen der Menschen zu einer Scheibe wurde, tobte gerade ein Krieg zwischen Aufklärung und Religion. Beide verunglimpften sich gegenseitig und die verwendeten Waffen waren oft recht ungeschliffen. So gelang es der Aufklärung, als Beispiel für die Rückständigkeit der Kirche den Mythos von der Erdscheibe in den Köpfen der Ahnen zu platzieren, welcher daraufhin über 200 Jahre am Leben blieb. Festgemacht wurde dies am Inquisitionsprozess gegen Galileo Galilei. Galilei focht damals freilich „nur“ gegen das geozentrische Weltbild, aber dass er auch noch gegen die Erdscheibe gekämpft haben mochte, ließ sich Jahrhunderte später wunderbar mit einbauen. Was für eine Beleidigung eines längst dahin geschiedenen, schließlich vertrat in der Geschichte der Menschheit bis auf einige Ausnahmen nie wirklich jemand dieses bizarre Weltbild.

Die Bilder von der Erdscheibe stammen allesamt aus dem 19. Jahrhundert, doch sie wurden so berühmt, dass sie bis ins 21. Jahrhundert hinein als Beispiel für die Rückständigkeit der eigenen Ahnen herhalten mussten. Als diese Geschichtslüge um die Jahrtausendwende endlich entlarvt wurde, hat es nur wenige interessiert, denn wer gibt gern eigene Fehler zu.



Es gibt kaum ein eindrucksvolleres Beispiel dafür, wie eigenes Unwissen gepaart mit Ignoranz und Selbstüberschätzung zum Selbstgemälde der Dummheit ganzer Generationen werden kann.

Im Jahr 2063 schließlich, mitten in den Jahrzehnten der geistigen Erwachung gelegen, schlug der australische Geschichtsforscher Britlog Hammond während einer denkwürdigen Rede vor dem Vermächtnisrat der Nationen vor, künftig bei der Bewertung geschichtlicher Ereignisse einen ganz entscheidenden und leider oft übersehenen Faktor zu berücksichtigen: den Einfluss der jeweiligen Weltvorstellung auf die Bewertung zurückliegender Ereignisse.
Das falsche Bild von der Erdscheibe diente ihm dabei als Exempel. Nachdem die Expertenkommission des Vermächtnisrates eine entsprechende Empfehlung aufbereitet hatte, wurde schließlich am 24. April 2064 der sogenannte Hammondfaktor verabschiedet, mit dem seither alle geschichtlichen Ereignisse bewertet werden müssen.

In Globally vom 18 Juni 2164 wird mit Gregor Schilm ein renommierter Experte interviewt (ich habe nur ein paar Ausschnitte gewählt, da das Interview insgesamt doch sehr trocken verläuft):

Globally:
Herr Schilm, wie ist es mit unserem Geschichtsbild bestellt? Liegen wir mit unserem Bild von der Geschichte trotz objektiverer Bewertung nicht auch grandios daneben?

Schilm:
Nun, heute ist uns allen dank Hammond bewusst, dass die Farbe, mit der das Geschichtsbild gemalt wird, immer nur vom Maler selbst gemischt wird. Oder mit anderen Worten: Das Bild der Vergangenheit wird immer vom Betrachter aus gemalt. Was heute Kopfschütteln hervorruft, war in anderen Zeitabschnitten normal. Und umgedreht. Insofern gehe ich davon aus, dass unser Respekt vor den Ahnen auch dazu führt, dass wir sie nicht im falschen Licht sehen.

Globally:
Welche Farben verfärben das Geschichtsbild denn am stärksten?

Schilm:
Das Weltbild wird entscheidend von der Vorstellung vom Ablauf der Zeit geprägt. In Jahrtausenden vor dem Jahr Null stellte man sich den Zeitablauf zyklisch vor. Die Zeit lief in kleinen Schleifen ab, in kleinsten Einheiten wie dem Tag, bishin zu großen wie der Präzision der Erde, die ja im Zyklus von 25.800 Jahren abläuft
Zarathustra schuf vor mehr als 3000 Jahren das Bild vom Kampf des Bösen gegen das Gute, das innerhalb von 6000 Jahren abliefe. Die Bibel griff dieses Modell auf. Bis vor 5 Jahrhunderten hielt sich der Gedanke, dass die 6000 Jahre bald abgelaufen sein würden und man fühlte sich ständig am Ende der Zeit. Wie sieht die Welt aus, wenn man mit der Gewissheit lebt, dass bald das Jüngste Gericht bevorsteht? Durch diese Brille werden alle geschichtlichen Ereignisse derart verformt, dass keine Objektivität mehr herrschen kann. Erst der Hammondfaktor hat diese Verfälschung einigermaßen begradigt.
Mit der Aufklärung, beginnend im 17. Jahrhundert, erweiterte sich der Zeithorizont. Man entdeckte, dass die Erdgeschichte in Millionen, ja sogar in Milliarden Jahren zu bemessen ist und dass an der alten Zeitvorstellung etwas nicht stimmen konnte. Damit veränderte sich die gesamte Wahrnehmung vergangener Ereignisse, denn diese wurden nicht mehr als Bestendteil eines auf den Menschen beschränkten göttlichen Planes bewertet, sondern in einem viel größeren Rahmen einer sehr langen und breiteren Entwicklung gesehen. Einzelereignisse verloren zu Recht massiv an Bedeutung.
Das Ende des humanzentrischen Weltbildes vor etwa 100 Jahren, etwa um die Zeit Hammonds, führte schließlich zu einer nochmaligen Begradigung der Geschichtsschreibung. Heute wissen wir, wie stark der Einfluss des Bewusstseins auf das ist, was wir gern vereinfachend als materielle Realität bezeichnen, also auf alles objektiv existierende.

In HisteryHistory habe ich in der Ausgabe vom Dezember 2145 folgendes gefunden:

Die Liste der unglaublichsten Gegensätze im Jahr 2010

  1. Ein Großteil der Bevölkerung glaubte, dass wegen der Umweltverschmutzung das Ende der Menschheit unmittelbar bevorstünde. Dennoch schlossen die meisten sagenhafte Altersversorgungen ab und man demonstrierte gegen die Verlagerung des Renteneintrittsalters.
  2. Obwohl der Thunfisch als fast ausgerottet galt, stand sein Fleisch weiter ganz legal auf den Speiseplänen.
  3. Obwohl die Weltwirtschaft von Monat zu Monat ungeahnte Sprünge von Hoch zu Tief und umgedreht machte, gingen die Regierungen bei jeder Haushaltsverabschiedung immer noch von einem für Jahre konstanten Wachstum aus.
  4. Obwohl die Schulden der damals noch vereinigten Staaten von Amerika pro Tag um 3 Milliarden Dollar wuchsen, betrachtete sich Amerikaner damals immer noch als mächtigsten Staat der Erde.
  5. Obwohl bereits bewiesen war, dass Tiere Bewusstsein und Empfindungen haben, war die Massentierhaltung noch immer legal und wurde sogar öffentlich gefördert.
  6. Obwohl die Endlagerfrage für Atommüll damals wie heute ungeklärt war, wurden weiter Atomkraftwerke gebaut.
  7. Während die Sozialstatten aus angeblichem Geldmangel immer weiter demontiert wurden, wurden 2009 für die Rettung reicher Banken innerhalb von Stunden etwa eine Billiarde EURO aufgebracht. Bezahlen musste es der Steuerzahler. Mitarbeiter der Banken erhielten massive Boni aus dem Rettungsfonds.
  8. Christliche und islamische Religion galten trotz ihrer immensen Vergehen am menschlichen Geist noch immer als human.
  9. Trotz enormer wissenschaftlicher Erfolge und weitgehender Aufklärung glaubten noch immer Millionen Menschen daran, dass Jesus Gottes Sohn war.
  10. Der Wikileaks-Gründer Assange wurde verhaftet, weil er geheime Dokumente öffentlich gemacht hatte, während Heidi Klum trotz ihrer geistigen Verbrechen an Millionen Mädchen und Frauen noch immer auf freiem Fuß war.


Dann noch was Schönes aus dem Boulevardblatt „Der Daag derheeme“ vom 19.09.2015:

Chemnitz jetzt völlig durchgeknallt? Wendegurt Grakel nennt Bildungssystem vor 100 Jahren „ganz passabel“, preist das Fernsehprogramm um die Jahrtausendwende und bekommt trotzdem 54 % der Stimmen zum Stadtmeister! O-Ton: „Die Klumsen Heidi, die war doch ne Granade!
Doch alles halb so schlimm: Grakel: „Meene Pappmheimer kenn mich doch! Die wissen schon, daßsch manchmal een Scherz mache. Was ham wir gelacht!“
Die Anklage wegen Volksverhetzung wird jetzt wohl wieder fallen gelassen.

Die Erde eine Scheibe. Hmm. Doch wird hat sich diesen Quatsch nur ausgedacht? Naja, der Phantasie sind eben keine Grenzen gesetzt. Lest selbst, wenn ihr auch noch daran glaubt:

Euer Marsili.


Mein Dank geht an Elli Helfer (WOW, was für ein hierher passender Name!). Für den vielen Hirnschmalz, den sie in unserer Facebookgruppe „Nachrichten aus der Zukunft“ zu den 10 Punkten beigetragen hat. Ich konnte nicht alles aufnehmen, deshalb stelle ich hier noch mal alle ihre Gegensätze des Jahres 2010 rein. Autor: Elli Helfer. Danke!!

  1. Alle schimpfen über Volksverblödung und trotzdem verdienen die dümmsten Fernsehsendungen das meiste Geld.
  2. Man schimpft über verkommene Moral und verkauft doch alles über Sex.
  3. Überall entstehen Programme zur Bekämpfung von Gewalt und Verrohung der Gesellschaft. Aber in Fernsehen und Kino laufen trotzdem mehrheitlich Filme die Gewalt als Spass und Unterhaltung darstellen.
  4. Obwohl es immer noch keine Endlager für Atommüll gibt, werden immer mehr Atomkraftwerke gebaut.
  5. Die Regierenden verlangen vom Volk immer mehr Einschränkungen zugunsten der Wirtschaft während gleichzeitig die Reichen immer reicher werden und unverschämte "Löhne" einfahren.
  6. Im Verlauf der Säkularisierung der Industrienationen leben uralte heidnische Bräuche wieder auf und die verbliebenen Monotheisten werden immer extremer. (2009 entstand zB im Auftrag des Vatikans eine neue Universität zur Ausbildung von Exorzisten.)
  7. Obwohl angeblich eine Gleichstellung der Geschlechter herrscht, erhalten in allen (!) Ländern der Welt, Männer für dieselbe Arbeit immer noch wesentlich mehr Lohn als Frauen, die dasselbe oder sogar Besseres leisten.
  8. Der Sozialstaat wird wegen angeblicher Finanzknappheiten demontiert. Aber für die Rettung von Banken zweigt man über Nacht Milliardenbeträge von Steuergeldern ab.
  9. Obwohl jeder weiss, dass die Kinder die Zukunft sind, wird bei ihrer Ausbildung in allen Ländern mehr als grob fahrlässig verfahren und viele verlassen mit psychischen Schäden fürs Leben die Lehranstalten.
  10. Ein Unfall in einer Fernsehshow macht ganze Nationen betroffen. Das alltägliche Elend der weltweiten News wird aber ignoriert. Es ist zB kein Problem in den reichen Städten ein üppiges Essen vor der Glotze zu geniessen, während man dabei in einer sogenannten Dokumentation zusieht, wie in anderen Ländern Menschen verhungern.
  11. Die Unterschiede zwischen Dekadenz und Armut werden weltweit immer gravierender.
  12. Politiker, die eigentlich das Volk vertreten sollten, vertreten stattdessen allesamt Wirtschaft und Industrie.
  13. Obwohl längst bekannt und nachgewiesen ist, dass Gluatmat viele Krankheiten, insbesondere Alzheimer fördert, wird es nicht verboten, da die Lebensmittelindustrie zu mächtig ist. (Berühmte Alzheimer-Forscher geben öffentlich zu, dass sie sämtliches Glutamat meiden. Das wirksamste Medikament, um das immer noch unheilbare Alzheimer wenigstens auszubremsen ist nichts anderes als ein Glutamatblocker.) Mit dem einen Tier auf dem Schoss isst man ein zweites Tier auf dem Teller und keinem kommt das komisch vor. Tierliebe?
  14. Immer noch wird für Kriegsmaterial mehr Geld ausgegeben als zur Hungerbekämpfung oder für den Umweltschutz.
  15. Trotz immer mehr Naturkatastrophen in direkter Folge von Industriefehlern, wird die Industrie weiterhin gefördert und nicht eingeschränkt oder kontrolliert. Der aktuelle Geldfluss ist wichtiger als ein intakter Planet für die noch ungeborenen Urenkel.
  16. Obwohl längst nachgewiesen ist, dass Drogenverbote das Problem verschlimmern anstatt zu verbessern, werden weiterhin Steuergelder zur Bekämpfung des Unmöglichen verschleudert.
  17. Konzerne wie Monsanto zerstören immer mehr Biotope und anstatt wie versprochen den Hunger zu bekämpfen, macht man die Bauern der ärmsten Länder durch neue Getreidezuchtformen abhängig vom Saatkauf. (Da die neuen Züchtungen nicht mehr selbständig fortpflanzungsfähig sind.)
  18. Menschen, die für eine bessere und gerechtere Welt für alle kämpfen, gelten als unrealistische Verrückte.

Eine kleine Anmerkung zum Schluss: Ich habe entdeckt, dass es hier auch eine Kommentarfunktion geben soll ;o) Vielleicht fallen Euch ja auch noch ein paar interessante Gegensätze aus dem Jahr 2010 ein!

1 Kommentar:

  1. Hier noch ein Widerspruch:
    Der Lebensmittelkonsument soll kaufen, kaufen, kaufen (und verzehren) was das Zeug hält. Gleichzeitig wird man aber fast als Verbrecher angesehen, wenn man einen BMI von 22 oder mehr hat. (Ja, 22, nicht 25 - das geht schon zu sehr in richtung dick.)

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